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Amerikaner entdecken unter dem ewigen Eis große Energiereserven und sehen die Gefahr neuer politischen Konflikte heraufziehen.

Es ist möglicherweise die letzte Kolonialisierung der Welt. Der Wettlauf um die Rohstoffvorkommen in der Arktis wird mit allem politischen Tricks geführt. Sogar militärische Konflikte sind nicht ausgeschlossen. Eine Expertenuntersuchung aus den USA könnte jetzt den Streit um Öl- und Gasvorkommen unter dem Polareis anheizen. Dort lagern geschätzte 90 Milliarden Barrel Erdöl (1 Barrel ist 159 Liter), 47,3 Billionen Kubikmeter Erdgas und 44 Millionen Barrel Flüssiggas, teilet die US- Behörde für geologische Forschung (USGS) mit. Die USGS- Experten betonen, dass sich die Studie allerdings nicht mit der Wirtschaftlichkeit und Erschließungskosten beschäftigt habe, die erheblich sein dürften. Zudem müssen die Schätzungen durch Versuchsbohrungen überprüft werden.

Mit statistischen Verfahren und Computermodellen betrachteten die USGS- Forscher bestimmte geologische Formationen, deren Energiedepots noch nicht entdeckt worden sind. Daran ergaben sich Hochrechnungen, wie viel Öl und Gas nördlich des Polarkreisesvorhanden sein müssen. Den US- Schätzungen zufolge haben die Lager in der Arktis einen Anteil von 13 Prozent an den weltweit vermuteten Erdölvorkommen. Erdgas ist sogar noch üppiger  vorhanden. Das arktische Öl würde theoretisch dafür ausreichen, die Welt bei ihrer derzeitigen Nachfrage, drei Jahre lang zu versorgen. Der Umfang der bereits nachgewiesenen weltweiten Ölreserven ist derzeit mit 1,24 Billionen Barrel so hoch wie nie zuvor. Die Fördermenge stagniert indes, obwohl der Verbrauch vor allem in den Schwellenländern wie China und Indien von Jahr zu Jahr steigt. Dies ist eine der Ursachen für den steilen Anstieg des Ölpreises in den vergangenen Jahren gewesen.

Die großen arktischen Energievorkommen können also theoretisch dazu beitragen, dass sich das Ende des Ölzeitalters noch hinauszögert. Andererseits befürchten Experten, dass die Gier nach den Lagerstätten in der Region zu gefährlichen politischen Konflikten führen kann. Ganz zu schweigen von den Umweltschäden, wenn die Bohrtrupps und Pipeline- Konstrukteure anrücken. Schon heute gibt es im amerikanischen Bundesstaat Alaska mächtige Widerstände gegen Erdölbohrungen in der arktischen Tundra. Dabei geht es insbesondere um das große Naturschutzgebiet Arctic National Wildlife Refuge (ANWR).Dort befindet sich der Lebensraum für Millionen Zugvögel, Karibus und andere Tiere. Das Areal gilt als die „Serengeti Nordamerikas“.
Ein Drittel der geschätzten 90 Milliarden Barrel Öl in der Arktis befindet sich nach Angaben der USGS auf dem Gebiet Alaska. Der Rest verteilt sich auf das Gebiet Russland, Kanadas und Grönlands. Neben diesen Ländern erhebt auch Norwegen Anspruch auf die in der Arktis lagernden Rohstoffe. Die USA haben ihre Aktivitäten zur Energieförderung in der Arktis bereits in den vergangenen Jahren erheblich ausgeweitet.

Alle Anrainerstaaten versuchen, ihre Hoheitsgebiete im arktischen  Meer auszudehnen. Dabei geht es vor allem um das Festlandschelf, als den küstennahen Meeresboden. Den Staaten wird im internationalen Recht zwar grundsätzlich eine Wirtschaftszone von 200 Seemeilen (370 Kilometer) zuerkannt. Doch es gibt Ausnahmen, die von einer UN- Kommission New York geprüft werden. Strittig ist zum Beispiel ein großes Seegebiet zwischen Grönland und Kanada. Grönland ist ein autonomes Gebiet, das außenpolitisch von Dänemark vertreten wird. Ein weiteres Problem sind die bislang mangelnden technischen Möglichkeiten, die Reserven tief unter dem Meeresuntergrund anzuzapfen. Wegen der Klimaerwärmung und des erwarteten Abschmelzens der Polkappen werden die arktischen Öl- und Gas- sowie Edelmetall-Lagerstätten auf dem Meeresboden künftig allerdings leichter zu gänglich sein Zudem könnte ein erheblicher Teil der geschätzten Vorkommen mit Offshore- Anlagen vor der Küste gefördert werden, erklärte USGS- Forscher Donald Gautier.

Indes fordert der republikanische US- Präsidentschaftsbewerber John McCain neue Ölbohrungen in Alaska und an den amerikanischen Küstengebieten. Auch der scheidende Präsident George W. Bush hat sich dafür ausgesprochen. McCain hat sogar eine große Kampagne zur „Energie- Unabhängigkeit Amerikas“ ausgesprochen.

Seit 1982 ist die Erdölexploration in dem der Küste vorgelagerten Festlandsockel der USA aus Umweltschutzgründen verboten. Es gibt nur wenige Ausnahmen, wie zum Beispiel der Golf von Mexiko. Falls das Verbot von Ölbohrungen aufgehoben wird, würde es dem Wall Street Journal zufolge noch mindestens sieben Jahre dauern, bis diese Lagerstätten Ölfördern können. Zudem seien dort erhebliche Investitionen notwendig.

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