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BieneBienenschmaus und Schmetterlingsweide heißen neu entwickelte Saatgutmixe von Wildblumen, die auf dem Acker und im Garten Nützlinge anlocken sollen.

Blutroter Klatschmohn, stahlblaue Kornblumen: Solche hübschen Farbtupfer im Getreidefeld sind in der industrialisierten Landwirtschaft rar geworden. Gelegentlich entdeckt man sie in einer Buntbrache oder einem Ackerschonstreifen, sogenannten ökologischen Ausgleichsflächen, die dem Bauern mit Subventionen vergütet werden.

Die Farbenpracht fördert die Artenvielfalt und erfreut Spaziergänger,  die wilden Kräuter leisten aber noch mehr: Wildblumen können natürliche Fressfeinde von Schädlingen anlocken und den Einsatz von Pestiziden reduzieren. Wenn der Bauer dank der tierischen Helferchen auf Pestizide verzichten kann, hilft dies nicht nur bedrohten Arten, sondern gibt auch den Wildbienen wieder eine Chance, ihre wertvolle Bestäubungsarbeit zu verrichten.

Biologen konnten jetzt nachweisen, dass diese Rekrutierung von Nützlingen in der Praxis funktioniert. Ihre Testkultur ist der wertvolle Weisskabis, dem diverse Schädlinge zusetzen. Falter wie Kohleule und Kohlmotte sowie der Kleine und Grosse Kohlweißling. Die Forscher setzten auf ihre natürlichen Feinde, diverse Schlupfwespenarten. Diese für Menschen harmlosen Insektenschmarotzer legen ihre Eier in die Schmetterlingsraupen, die geschlüpfte Wespenlarve frisst den Schädling von innen auf und tötet ihn.

Blumen ziehen diese Schlupfwespen an und ernähren sie. Auf sieben Testfeldern überprüfte das Team, ob dies auch im Feld zutraf und ob weniger kohlhungrige Raupen vorkamen, wenn zwischen den Kohlsetzlingen reihenweise Kornblumen gepflanzt wurden. Tatsächlich entdeckten sie rings um die Kornblumen bis zu einem Drittel mehr Kohlschädlinge, die von Schlupfwespen parasitisiert waren. Die Schädlinge wurden bekämpft und fördern zugleich die Vielfalt anderer nützlicher Insekten, weil der Bauer weniger Pestizide einsetzt .

Dazu gehören neben Bodeninsekten, die ebenfalls Kohlschädlinge verspeisen, Wildbienen und Hummeln. Diese werden immer wichtiger, um die vom Bienensterben hinweggerafften Honigbienen als Bestäuber zu ersetzen. Schon haben Bauern Probleme, Klee zu züchten, und kanadische Rapsbauern verzeichnen mangels Bienen Ertragseinbrüche. Der Wert der Honigbienen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ihr Bestäubungswert, so schätzen Experten, ist zehn- bis 30 so hoch wie der Honigwert.

Wildbienen sind ebenso fleißig, ihnen fehlt es jedoch in der intensiv genutzten Landschaft an Nahrung und Nistplätzen; jede zweite Art steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten. So gibt es immer öfter Hilfsaktionen für Wildbienen, zum Beispiel sogenannte Bienenhotels aus Holzscheiten, die als Nistplatz dienen. Der Saatgutkonzern Syngenta begann 2009 eine Aktion mit Wildblumen als Bienenfutter. Ziel ist es, in Europa bis 2014 auf 10’000 Hektaren – der Fläche der Stadt Paris – zusätzliche Nahrungsquellen und Brutplätze für bestäubende Insekten zu schaffen.

Den Landwirten soll eine lokal entwickelte Mischung aus Wildblumen, Kräutern und Gräsern angeboten werden. In ersten Tests in Großbritannien gelang es, die Zahl von Schmetterlingen und Hummeln auf den angesäten Flächen deutlich zu erhöhen. Hierzulande wird die Schweizer Bienenweide seit letztem Jahr getestet.

Allerdings wird in leergeräumten Agrarwüsten, wie sie sich etwa rings um Paris ausbreiten, auch die Bienenweide keine Bienen herbeizaubern.

Die Natur dankt es: Auf Trockenwiesen, Buntbrachen oder Ackerschonstreifen finden sich mehr bestäubende Insekten und auch Nützlinge als in Monokulturen, zum Beispiel Blattläuse vertilgende Marienkäfer und Schwebfliegen. Die optimale Zusammensetzung und Pflege dieser Öko-Mischungen wird derzeit noch erprobt.

Staatliche Aufsicht ist nötig, denn sogar bei harmlosen Wildblumen kann die Samenauswahl heikel sein. Die Pflanzen müssen an lokale Bedingungen angepasst sein, Forscher hat versuchsweise in Tschechien, der Schweiz und Großbritannien gesammelte Wildblumenmischungen angesät. Nur unter den Umweltbedingungen ihres Herkunftslandes wuchsen die Pflanzen wie gewünscht. Ausländischen Kräuter die mit hiesigen wilden Verwandten gekreuzt wurden, wuchsen auch deren Nachkommen schlechter. Deren Auskreuzung könnte dann unserer Flora schlecht bekommen.

Wer im eigenen Garten Wildbienen und Schmetterlinge fördern möchte, sollte also auf wohlklingende Mischungen aus dem Internetversand verzichten. Denn die Samen darin können aus Großbritannien oder Ungarn stammen. Besser ist es, bei einem Heimischen Saatguthändler nach Samen für die gewünschte Wiese und den Standort zu fragen. Sonst schadet die Blumenpracht mehr, als sie nützt.

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