Die Umweltschutzorganisation WWF warnt vor dramatischen Folgen für Mittelmeerländer. Das Größte Problem ist die Landwirtschaft.
30 000 Quadratkilometern künstlich bewässert, weil nicht genügend Regen fällt – das entspricht einer Fläche von Mallorca und Sizilien zusammengenommen. Das Wasser dafür stammt häufig aus illegal gebohrten Brunnen, laut offiziellen Statistiken gibt es davon in Spanien mehr als 500 000. „Dieser Wasserdiebstahl trägt wesentlich zum dramatischen Absinken des Grundwasserspiegels bei“, sagt WWF- Wasserexperte Martin Geiger.
Spanien leidet unter einer seit 2004 anhaltenden Dürre, die die Landwirtschaft hart trifft. 80 Prozent des verfügbaren Trinkwassers versickern auf den Ackerböden. Dabei wird laut Geiger viel Wasser ungenützt verschwendet. So werden etwa ganze Felder geflutet, anstatt die wesentlich effektivere Tropfenbewässerung zu nutzen. Die Folgen des Raubbaus sind schon jetzt spürbar. In Großstädten wie Barcelona wurde in vergangenem Jahr mehrmals das Trinkwasser knapp. Die Wasserstände vieler Flüsse sind so niedrig wie noch nie. Das spanische Umweltministerium will bis 2013 etwa 800 Millionen Euro ausgeben, um die Dürreschäden einzudämmen. Auch in den türkischen Metropolen Istanbul, Ankara und Izmir muss immer wieder das Trinkwasser rationiert werden. Der Grundwasserspiegel in vielen Regionen des Landes ist in den vergangenen drei Jahrzehnten drastisch gesunken, nach Angaben des WWF insgesamt um mehr als 14 Meter. „Wenn nicht ein radikales Umdenken im Wasserverbrauch der mediterranen Regionen einsetzt, droht die Region auszutrocknen“, warnt Dorothea August vom WWF“. Nahrungsmittelproduktion und auch der Tourismus könnten kollabieren. Die Auswirkungen werde auch Deutschland zu spüren bekommen. Immer mehr Bewohner der von Trockenheit betroffenen Länder könnten gezwungen sein, ihre Heimat zu verlassen, um in den regenreichen Norden Europas zu ziehen, weil ihre Lebensgrundlage vernichtet sei.
Die Europäische Kommission hat ausgerechnet, dass sich allein die Dürreschäden der EU- Mitgliedsstaaten in den vergangen dreißig Jahren auf 85 Milliarden Euro belaufen. Trotzdem gebe es nach wie vor so gut wie keine Anzeichen in der EU mit dem Rohstoff Wasser sparsam umzugehen, kritisiert der Wasserexperte Geiger. Nach wie vor werde eine wasserintensive Massenproduktion im Agrarsektor gefördert.