Mit seinen 59 Kernkraftwerken produziert Frankreich relativ billigen Strom für seine Bürger. Eine Folge davon ist der hohe Anteil von Elektroheizungen im Lande, diese in Deutschland aus umweltpolitischen Gründen verpönte Art der Wärmeerzeugung ist dort auch bei Neubauten gang und gebe. Weil die Leistung von Kernkraftwerken in der Regel konstant die Grundlast der Versorgung deckt und nicht beliebig dem schwankenden Bedarf angepasst wurden kann, wird der überschüssige Strom in die europäischen Netzt eingespeist. Frankreich ist deshalb der größte Netto- Exporteur der EU, es liefert kontinuierlich nach Italien, Belgien, Großbritannien, in die Schweiz und auch nach Deutschland. Im Jahr 2006 etwa wurden mehr als 70 Milliarden Kilowattstunden für das Ausland produziert.
Deutschland bezieht normalerweise mehr Strom aus Frankreich, als es in das Nachbarland exportiert. Von energiepolitischer Abhängigkeit kann dennoch keiner Rede sein, weil auch die Deutschen in den letzten Jahren Netto- Exporteure elektrischer Energie wurden, vor allem über die Grenzen Belgien, Österreichs, der Niederlande und der Schweiz. Saisonal muss Frankreich sogar Strom zukaufen; das ist der Fall, wenn die Leistungen der Reaktoren in heißen Sommern wegen zu starker Erwärmung des Kühlwassers gedrosselt werden muss, aber auch in besonders strengen oder langen Wintern, wenn sich die stromfressenden Heizungen als Nachteil erweisen.
Einem Endlager für den stark strahlenden Atommüll der Meiler sind die Franzosen kaum näher als die Deutschen. Seit fast 20Jahren werden potentielle Standorte untersucht, bis 2015 soll eine Entscheidung fallen, 2025 soll mit der Einlagerung in unterirdischen Stollen begonnen werden. Ein Versuchslabor befindet sich in den Lehm- Ton- Schichten nahe dem lothringischen Bure, wo sich der Protest gegen die Kernenergie konzentriert. Ähnlich wie in Gorleben existiert in der Bevölkerung in Lothringen die Befürchtung, dass mit dem Erkundungsbergwerk schon der Endlagerstandort präjudiziert ist. Das französische Parlament hat sich aber die Option offen gelassen, die oberirdischen Zwischenlager noch für 100 bis 300 Jahre zu betreiben – in der Hoffnung, dass es dann Verfahren gibt, mit denen die Strahlung künstlich abgebaut werden kann.