
Chiquita
Die Sorge ist groß, man wehrt sich gegen den Begriff Bananenrepublik. Denn 2007 wurde Chiquita von einem US- Gericht zu einer Strafe in Millionenhöhe verurteilt, weil das Unternehmen in Kolumbien Schutzgeld an Paramilitärs bezahlt hatte. Wobei Chiquita nicht der einzige Konzern ist, der Söldner- Trupps unterhält, um seine Interessen mit Gewalt durchsetzt. Doch welches Unternehmen arbeitet schon mit sauberen Mitteln, Bestechungen von Politikern der Kontrollorganen, Steuerhinterziehung und Spionage gehören heute zum Werkzeug erfolgreicher Firmenpolitik.
Die Chiquita- Plantage von Sarapiqui liegt in einer sumpfigen Tiefebene nahe der Karibikküste. Bananenpflanzen bis zum Horizont, die Früchte sind für das Land das wichtigste Exportgut und die zweitwichtigste Einnahmequelle nach dem Tourismus. Es ist heiß und feucht in der Plantage. Arbeiter pflanzen neue Stauden oder klettern auf Leitern zu den Kronen hoch, um ihnen blaue Säcke überzustülpen. Diese sind mit Cloropyriphos getränkt, ein Mittel, dass verhindern soll, dass Insekten schwarze Flecken auf der frucht hinterlassen. Doch das Pestizid kann bei Menschen auch Koliken, Durchfälle, Erbrechen und Sehstörungen auslösen.

Bananas
Erst seit kurzen dürfen auf der Plantage auch andere Pflanzen als Bananen wachsen. Oreja de Raton etwa ausgesät, ein Unkraut, das andere Unkräuter verdrängt, der Banane aber keine Konkurrenz macht. Es stoppt die Erosion und erspart den Einsatz von Herbiziden. Mit Fungiziden werden die Bananen vor der Verschiffung gegen Fäulnis behandelt.
Früher zahlte die 1899 gegründete United Fruit Company Hungerlöhne, Gesundheitsfürsorge und Gewerkschaften gab es nicht und Regierungen betrachten sie nur als Werkzeug. Als in Guatemala 1954 Präsident Jacobo Arbenz eine Landreform ankündigte, ließ der Konzern in den Nachbarländern eine Invasionsarmee ausbilden, die Arbenz aus dem Amt putschte. Als die CIA 1961 Exilkubaner ausrüstete, um Fidel Castro zu stürzen, half sie mit Bananendampfern als Truppentransporter. Dann aber ging es mit dem Konzern bergab. Erst zerschlug ein US- Gericht das Monopol, dann kam heraus, dass er in Honduras Regierungsvertreter geschmiert hatte. Die Aktien brachen ein. 1990 gab man sich den Namen „Chiquita Brands International“. Alles sollte anders werden. Man beschloss einen Verhaltenskodex!

Giftflieger
„Wir sind uns der schwarzen Geschichte des Unternehmens bewusst“, sagte der für Lateinamerika zuständige Manager Jorge Solergibert. „Wir sind nicht mehr so, aber die Leute sehen uns weiter so“. „Es gibt keine Kinderarbeit, wir setzen nur noch zugelassenen Chemikalien ein, jeder unserer Arbeiter verdient mehr als den Mindestlohn“. Das koste viel Geld, zahlt sich aber aus. Chemiekosten seien gesunken, die Arbeiter gesünder und leistungsfähiger, die Käufer zufriedener. Gewerkschaftsarbeit ist erlaubt. So der Konzern! Die
Bananengewerkschaft: „Es habe sich nichts geändert auf den Plantagen, die Arbeitsbedingungen seien unmenschlicher, die Umwelt sei verseucht, Gewerkschaftsarbeit werde behindert. Und die ganze Zertifizierungen ist nichts anderes als ein Vollwaschgang fürs Firmenimage. Wer die Musik zahlt, bestimm, was getanzt wird. Wenn die Zertifizierer kämen, werden die Arbeiter ausstaffiert wie Astronauten. Das alles ist ein großes Geschäft“.
Wie immer schwingen die Konzerne mit der Keule „Verlust des Arbeitsplatzes“, jeglichen Widerstand hemmungslos nieder. Profit um jeden Preis mit allen legalen und illegalen Mitteln, worin die Konzernen in den Industrienationen in nicht nachstehen.
Wie in Costa Rica Früchte angebaut werden, bestimmt letztlich der Markt. Was Aldi zum Beispiel bezahlt, gilt in Deutschland für die meisten Supermarktketten als Maßstab. Das Rennen nach unten ist offen. Was ein Arbeiter in Mittelamerika verdient, bestimmt somit der Supermarkt. Ökologische Landwirtschaft ist so nicht möglich. Das feuchte Klima, in dem die schwarze Sigatoka gedeiht, ein Pilz, der die Wärme liebt, trägt zum hohen Einsatz von Pestiziden bei.
Die Lösung liegt vielleicht in Guapiles, unweit der Plantage von Sarapiqui. Dort, im Versuchsgut der Bananen- Erzeugergemeinschaft Corbana, forschen Biologen, Chemiker, Ingenieure, wie man die schwarze Sigatoka und anderen Bananenseuchen ohne großen Chemieeinsatz und trotzdem billig bekämpfen kann. In den Baracken stehen Zentrifugen, Brutkästen, Kühlgeräte, Mikroskope. Auf Reisbetten wachsen Pilzkulturen heran. Das Thema hat ein Ziel: 50 Prozent weniger Chemie- Einsatz in zehn Jahren.

Chiquita Plantage
Auf dem Freigelände in Guapiles gibt es ein Versuchsgut, wo mehr als hundert Sorten Bananen wachsen: Der Agraringenieur Henry Valle Ruiz zeigt auf kleine, große, dicke, dünne, rote, gelbe und grüne Bananen. Manche muss man kochen andere schmecken nach Apfel, mache haben Kerne, mache taugen nur als Zierpflanzen. „Ihr Europäer müsst eure Essgewohnheiten ändern“, sagt er, es gebe so viele schmackhafte Bananen aber gehandelt werde nur die Cavendish- Sorte, weil sie gut aussehen. Dabei sei die nicht nur hochempfindlich gegen Schädlinge sagt Valle Ruiz, sie schmeckt doch auch noch furchtbarfade.
Die Verbraucher von Soja, Fleisch …, muss erkennen, dass er am Raubbau an der Natur mitverantwortlich ist.