
Landwirtschaft
Hartnäckige Bio- Muffel werden sich freuen: „Ökolandbau ist kein Klimaretter“ verkündet die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch. Doch wer glaubt, damit habe er nun endlich von offizieller Seite die Erlaubnis für eine Ökoverweigerungshaltung, hat sich zu früh gefreut.
Im Auftrag von Foodwatch hatte das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) die Klimabilanz von konventioneller und ökologischer Landwirtschaft miteinander verglichen. Dabei bezogen die Wissenschaftler den Flächenbedarf sowie den Ertrag ein, aber auch den CO²- Ausstoß der Futtermittel- Produktion, des Düngers und der Treibstoffe beispielsweise für Traktoren.

Obst und Gemüse
Das Ergebnis stellten die Wissenschaftler gemeinsam mit Foodwatch- Gründer Thilo Bode in Berlin vor. Die Kernbotschaft lautet: Nicht immer; aber doch meistens fällt die Klimabilanz im Ökolandbau besser aus als im konventionellen Landbau. So werden bei der Getreideproduktion im Ökolandbau beispielsweise 60 Prozent weniger CO² ausgestoßen als im konventionellen Landbau. Auch beim Schweinefleisch liegt die Ökowirtschaft vorn. Die Herstellung von einem Kilogramm konventionellen Schweinefleisch verursacht demnach soviel CO², wie ein kleiner BMW, der 25,8 Kilometer fährt. Bei Bio- Schweinefleisch wären es nur 17,4 Kilometer.
Anders allerdings sieht die Rechnung bei Rindfleisch aus. Wegen des großen Aufwands, aber auch wegen der Ausdünstungen der Kuh, kann Bio- Fleisch aus der Rindermast bis zu 60 Prozent mehr CO² verursachen als konventionell hergestelltes Rindfleisch. „Auch eine Öko- Kuh stößt nun mal Methan aus“. Das Biosiegel liefere keinen ausreichenden Hinweis für einen klimafreundlichen Konsum von Lebensmitteln. Bei der Studie wurden allerdings nur die Auswirkungen auf das Klima untersucht. „Beim Vergleich, welche Landwirtschaft das Grundwasser stärker belastet, schneiden dagegen die ökologische Landwirtschaft deutlich besser ab“, stellte Thomas Korbun, wissenschaftlicher Geschäftsführer des IOW klar.

Tierzucht
Insgesamt stoße die Landwirtschaft mit 133 Millionen Tonnen CO², fast ebensoviel Treibhausgas aus wie der Straßenverkehr, teilte Foodwatch mit. Durch Umstellung auf Ökolandbau könnten zwar theoretisch 15 bis 20 Prozent der Treibhausgase eingespart werden. Das sei jedoch nicht realisierbar. Da Ökolandbau weniger ertragsreich sei, würden etwa weitere zehn Millionen Hektar und damit 70 Prozent mehr Landwirtschaftliche Flächen benötigt als derzeit. Diese Flächen seien jedoch weder in Deutschland noch in Europa verfügbar. Die Landwirtschaft müsse daher dringend Teil der Klimapolitik werden, forderte Korbun vom IÖW. „Es gibt große Einsparmöglichkeiten für Klimagase in der Landwirtschaft“. So ließen sich beispielsweise durch den Einsatz von Biogasanlagen die Klimawirkungen der Tierhaltung deutlich reduzieren. Bode fordert die Bundesregierung auf, Subventionen zu streichen und stattdessen Umweltsteuern einzuführen. Doch in jedem Fall gelte; Wer sich klimaschonend ernähren wolle, müsse in allererster Linie weniger Fleisch und Milch konsumieren. „Daran führt kein Weg vorbei“.