Neue Daten aus Grönland beweisen das Klima kann innerhalb eines Jahres umkippen
Das Jahr 12 693 vor Christi Geburt war ein wichtiges Jahr für Grönland. Ein fiktiver Bewohner mit Zugang zu einem Chemielabor hätte vorhersagen können, dass sich das Klima auf der Insel fünf Jahre später schlagartig um zehn Grad Celsius erwärmen würde. Seine Zeitgenossen hätten ihn den Vogel gezeigt, denn erst im Jahr 2008 nach Christus haben Forscher im Fachblatt Science (online) belegt, wie schnell und drastisch sich das Klima bisweilen ändert – binnen ein bis drei Jahren kann es umkippen.
Die Wissenschaftler aus neun Ländern haben einen Eisbohrkern genau untersucht wie niemals jemand zuvor. Um etwas über das Klima der Vergangenheit zu lernen, treiben Forscher oft mit einem hohlen Bohrer Löcher durch Gletscher. Sie erhalten drei Meter lange Stangen, die so etwas wie Jahresringe enthalten; Schichten, zu denen sich der während einer Saison gefallene Schnee verdichtet.
Der so genannte NGRIP- Eiskern aus der Mitte Grönlands ist 3085 Meter lang und umfasst 123 000 Jahre. Für die neue Studie haben sich die Klimaforscher die Periode von 13 500 bis 9000 vor Christus angeschaut – so detailliert, dass sie teilweise drei Proben pro Jahr analysieren konnten. Sie haben den eingeschlossenen Staub sowie verschiednen Atomvarianten im Eis untersucht. Aus der Konzentration eines seltenen, schweren Sauerstoff Isotops konnten sie die Temperaturen ablesen, die Menge des schweren Wasserstoff- Isotops Deuterium zeigte Niederschläge an.
Besonders das Deuterium zeigt, wie das Klima dreimal scharf umgeschlagen ist und dafür nur ein bis drei Jahre gebraucht hat. Um das Jahr 12 693 herum begann eine Warmzeit. 10 897 folgte eine Kälteperiode und 9 703 fing die heutige Warmzeit endgültig an. Die Temperaturen veränderten sich bei der ersten Erwärmung kurz danach schnell, bei den anderen Umschlägen nahm die Wärme über 210 Jahre ab und stieg über 60 Jahre wieder an – um jeweils zehn Grand. Etwa zur gleichen Zeit veränderte sich der Staubgehalt des Schnees: Er nahm am Beginn der Warmzeiten jeweils stark ab.
Der eigentliche Auslöser ist in den Tropen Regionen zu suchen. Die Wüsten in China, aus denen der staub stammt, wurden bei Beginn der Warmzeit feuchter, weil sie ein verstärkter Monsun erreichte. Und der Wind, der den Wasserdampf für die Niederschläge nach Grönland bringt, kann nicht mehr aus dem tropischen Atlantik, sondern aus einer Region weiter im Norden. Was sich in den Eiskernen widerspiegelt, war also eine globale Änderung der Luftströmung. Dieser Ablauf ist fasziniert, sie erzählt eine Geschichte, welche Prozesse auf dem Planeten zusammenwirken, wenn das Klima wechselt.
Eine aktuelle Debatte wurde unter Klimaforschern belebt. Es geht um die Frage, ob das Klima durch die augenblickliche, vom Menschen ausgelöste Erderwärmung plötzlich umschlagen könnte. Es gibt jetzt mehr Gründe anzunehmen, dass wie solche Kippunkte in der Zukunft erreichen könnten. Anfang des Jahres hatten Wissenschaftler nach einer Umfrage untergut 50 Klimaforschern erklärt, solche plötzlichen und für 1000 Jahre unumkehrbaren Veränderungen seien in Grönland, am Amazonas und im Monsungebiet Südasiens möglich.
Allerdings enthält die neue Studie einen Wermutstropfen für die etablierte Klimaforschung. Die bisherigen Computer- Simulationen können derart schnelle Veränderungen in der Vergangenheit nicht nachvollziehen. Diese Studie ist eine Herausforderung für die Entwicklung solcher Programme. Man ihren Prognosenbesser vertraut wenn diese Problem in den Griff bekommen.