Um dieser Frager nachzugehen, hat man 2002 ein vier Hektar großes Areal als ökologisches Labor umgewandelt. Auf 90 große (20 x 20 Meter) und 390 kleinen (3,5 x 3,5 Meter) Parzellen wurden damals aus einem Repertoire von 60 typischen Bewohnern mitteleuropäischer Fettwiesen jeweils Kombinationen von zwei, vier, acht und sechzehn Arten angesät. Auf einer einzigen Parzelle dürfen alle 60 Spezies gleichzeitig gedeihen, aber auch keine einzige mehr. Damit das so bleibt wird zwei mal im Jahr jede Parzellen gejätet.
Löwenzahn, Wiesenplatterbse, Spitzwegerich und Hopfenluzerne. Genau das soll auf einer Parzelle wachsen, und sonst nichts. Auf einer weiteren Pazelle teilen sich, Glatthafer, Spitzwegerich, Wiesenkerbel und Feldklee. Es geht also um die Frage, wozu die vielbeschworene Biodiversität überhaupt gut ist?
Schon Charles Darwin erkannte, das eine artenreiche Wiese eine größere Heuernte ergibt. Diese Effekte schrieb er den unterschiedlichen Stärken und Schwächen einzelnen Arten zu, vorhandene Ressourcen optimal auszunutzen. In diesem Feldlabor geht man noch einen Schritt weiter. Welche Faktoren die Koexistenz konkurrierender Arten um Licht, Wasser und Nährstoffe, wie Phosphor, Kohlenstoff und Stickstoff, oder die Artenzusammensetzung von Insekten, abhängt und ob allein die Anzahl oder eher deren Zugehörigkeit zu bestimmten funktionellen Gruppen (Gräser, Kräuter, stickstofffixierende Leguminosen) für die beobachteten Effekt verantwortlich ist, bleibt im 21. Jahrhundert die umstrittenste Frage der Systemökologie.
Artenvielfalt ist nicht automatisch das Ergebnis, sich selbst überlassene Natur. Was an Ort und Stelle überprüft werden kann. Auf einer seit acht Jahren nicht eingegriffene Fläche, ist der Boden vertrocknet, hüfthohe Goldrute dominieren das Bild, Birkensprösslinge deuten bereits an, was hier in Zukunft steht: Wald. Dieser ist ökologisch nicht minder wertvoll.
In anderen Parzellen wurde der Effekt von Düngung oder häufiger Mahd untersucht und Proben von Pflanzen, Boden Mikroben und Insektenfauna entnommen; in einer weiteren Versuchsreihe wurde systematisch Gruppen von Bodenbewohner wie Regenwürmer, Nematoden und Insekten ausgeschlossen. Den die Effekt pflanzlicher Artenvielfalt lassen sich nur im Zusammenspiel mit anderen Bewohnern des Ökosystems verstehen, seien es Pflanzenfresser, Bestäuber oder Abfallverwerter.
Ein Ergebnis lässt sich heute schon erkennen: Zwei Abschnitte einer Wies entwickeln sich eben nie ganz gleich, selbst wenn sie identischen Bedingungen unterworfen sind. Dazu ist das System Wiese einfach zu komplex.
Es bedarf noch Jahre der Forschung um die Zusammenhänge, Biotop Wiese, zu verstehen.