Der Flugverkehr steht heute ständig in der Kritik. Denn das bequeme Reisen über den Wolken steht, was die Belastung des Klimas angeht, im Vergleich zu allen anderen Verkehrsmitteln schlecht da. Währenddessen konnten die Anbieter kommerzieller Flüge in den Weltraum unbehelligt von ökologischen Bedenken ihre Erfolge feiern. Das könnte sich jetzt ändern: Nun haben amerikanische Forscher die Klimabilanz eines Orbitalflugs mit einem Hybrid-Raketenantrieb abgeschätzt. Diese Technologie soll künftig unter anderem das Space Ship Two von Virgin Galactic antreiben. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass schon ein moderater Flugbetrieb von tausend Starts pro Jahr einen ebenso grossen Einfluss auf die globale Klimaentwicklung haben könnte wie das gesamte weltweite Flugaufkommen heute.
Dabei hat gerade Virgin Galactic ihre Technologien stets als sauber und umweltfreundlich beworben. Der CO 2 -Ausstoss belaufe sich auf 0,8 Tonnen pro Passagier und sei damit niedriger als derjenige einer Flugreise von London nach New York, ist auf der Homepage des Unternehmens zu lesen.
Hybrid-Raketenantriebe verwenden gummiartige, feste Kohlenwasserstoffe als Treibstoff, die in sauerstoffarmer Höhe mit Lachgas verbrennen. Dabei werden neben Stickstoff, CO 2 und Wasser beachtliche Mengen kleiner Russpartikel freigesetzt. Letztere haben die Forscher als besonders klimagefährlich identifiziert. Bei jährlich tausend Raketenstarts würden 600 Tonnen Russ in der Stratosphäre anfallen. Anders als in erdnahen Atmosphärenschichten sinken Partikel aus der Stratosphäre nicht zu Boden, sondern bleiben auf Jahre in den oberen Luftschichten hängen, wo der reinigende Effekt von Niederschlägen fehlt. Dort absorbieren sie Sonnenstrahlung und stören dadurch den Strahlungshaushalt der Atmosphäre.
Auch wenn die Russpartikel nur auf einem kleinen Gebiet in die Stratosphäre gelangten – etwa von einer einzigen Startbahn aus –, seien globale Folgen zu erwarten. Simulationen ergeben, dass infolge der Belastung der Stratosphäre mit Russ die Temperatur in den Tropen und Subtropen um 0,4 Grad fallen, diejenige in den polaren Regionen um 0,2 bis 1 Grad ansteigen würde. Ausserdem sei eine Umverteilung des atmosphärischen Ozons zu erwarten.