Subscribe:Posts Comments

You Are Here: Home » Allgemein, Wissenswertes » Ökoromantik Bio

Auf dem ersten Blick scheint Bio hierzulande ein Renner zu sein. In Supermärkten und bei Discountern gibt es Biopizza, Biogeflügelsalat oder Biomilch. In den Medien seien die ökologisch korrekten Produkte so populär, dass gefühlt ein Drittel des Marktes erobert erscheint.

Tatsächlich aber stammen keine vier Prozent aller verkauften Lebensmittel aus ökologischem Anbau. Das ist nicht viel, und trotzdem hinkt das heimische Angebot der Nachfrage hinterher. Deutsche Bauern haben wenig Lust auf Öko, weil rund die Hälfte der biologisch erzeugten Produkte aus dem Ausland stammt. Frustriert ist auch der Einzelhandel, denn Konsumenten kaufen gern Bioprodukte aus der eigenen Region. Viele möchten gesund Essen mit Klimaschutz verbinden. Lange Transportwege passen nicht dazu.

Das heimische Angebot wächst nicht schnell genug. So steigen die Umsätze im Biogeschäft in den vergangenen elf Jahren dreimal so schnell wie die Anbauflächen für Ökoobst und Gemüse. Heute beträgt deren Anteil an den gesamten Agrarflächen gerade einmal 5,9 Prozent.

Damit vernachlässigt die Bundesregierung ihren eigenen Anspruch, 20 Prozent Ökoflächen wollte die ehemalige rot-grüne- Regierung schon bis 2020 erreichen und bis auf das Zieljahr hielt die Große Koalition an dem Vorhaben ebenso fest wie jetzt Schwarz-Gelb. Gesagt, aber zu wenig getan. Bleibt das Ausbautempo, wie es ist, dauert es noch zwei Jahrzehnte, bis das angestrebte Fünftel erreicht ist.

Es mehren sich Hinweise, dass intensive Landwirtschaft das Klima stärker verpestet als die schonende Variante. Außerdem belegen Studien, dass gerade Biobauern innovative Lösungen finden um den Klimafolgen der Landwirtschaft, dem Artenschwund, der Wasserknappheit und der Auslaugung der Böden zu begegnen.

Ökologisch orientierte Milcherzeugung produzieren etwa keine Gülle im Überfluss, weil sie nur eine begrenzte Anzahl von Tieren halten. Das Futter stammt von den eigenen Äckern, Kleegras und Leguminosen, die zugleich Stickstoff im Boden binden, liefern das Eiweiß, anstelle von importierten Sojabohnen aus energieintensiven Monokulturen. Humusaufbau, Kreislaufwirtschaft, biologische Schädlingsbekämpfung, Bäume und Sträucher auf dem Acker, die man zugleich als Erosionsschutz und Energieholz nutzen kann.
Mit solchen Methoden gelänge es unbürokratisch und effizient Synergien zwischen verschiedenen Umweltzielen optimal zu nutzen.

Das Bio in Deutschland bislang in der Nische bleibt, liegt unter anderem an der Politik einiger Bundesländer. Wer als Landwirt auf Bio umstellen will, muss magere Jahre durchstehen, bis Umwelt und Böden den Anforderungen genügen. Die Bauern brauchen Hilfe zur Überbrückung. Doch Schleswig- Holstein, Thüringen, Brandenburg und Niedersachsen haben ihre Förderprogramme entweder gekürzt oder ganz gestrichen. Seit dem rot-grünen Regierungswechsel sind wenigstens Nordrhein- Westfalen und Baden- Württemberg wieder von der Biobremse gestiegen.

Die Signale aus der Bundesregierung sind widersprüchlich und für potenzielle Umsteiger kaum motivierend. Das entsprechende Bundesprogramm aber wurde gekürzt. Betrug die Förderung unter Rot- Grün noch 35 Millionen Euro, schrumpfte die Summe bis heute auf 16 Millionen Euro.

Allerdings ist die Förderpolitik nicht der einzige Grund für die zögerliche Entwicklung der Biolandwirtschaft. Mastbetriebe voller Hühner und Schweine konkurrieren mit einer wachsenden Zahl von Biogasproduzenten um die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen. Die einen brauchen sie, um Futter für ihre Tiere anzubauen, die anderen für Pflanzen zur Energiegewinnung. Das treibt die Preise für die Pacht. Grund und Boden werden für viele Ökobauern zu teuer.

Umso nötiger ist staatliche Unterstützung auch bei Forschung und Entwicklung. Bisher werden Biobauern auch bei der Hightech- Förderung vernachlässigt. Dabei sind gerade sie auf fundiertes Wissen angewiesen, weil sie Anbauprobleme nicht mit Chemie lösen können. Es fehlen Züchter, die mehr auf die Keimfähigkeit, Triebkraft und Robustheit der Gewächse achten, als auf Hohe Erträge. Auch spezielle Agrartechniken würden gebraucht, um Biobauern von aufwendiger Handarbeit zu entlasten.

Von den Ideen und Forderungen scheint die Bundesregierung allerdings kaum beeindruckt zu sein. Sie werde keine neue Öko- Offensive starten. Schon heute müssen auch die konventionellen Bauern eine Vielzahl strikter Umweltauflagen einhalten, heißt es aus dem Agrarministerium. Alle Anbauforderungen seien der Nachhaltigkeit verpflichtet.

Schlagwörter:

Leave a Reply

You must be Logged in to post comment.


© 2012 kill-co2.de · Subscribe:PostsComments · Powered by WordPress