Eine Ansage mit politischer Sprengkraft. Die amtierende höchste wissenschaftliche Beraterin der EU-Kommission, die Molekularbiologin Anne Glover, zum hochsensiblen Thema Gentechnik: “Negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen und Tieren sowie auf die Umwelt konnten bisher in keinem Fall gezeigt werden. Das ist ein recht eindeutiger Beweis und ich traue mich zu sagen, dass es nicht riskanter ist, gentechnisch veränderte Lebensmittel zu essen als konventionell angebaute.”
Niemand kann die Auswirkungen der Gentechnik auf Menschen und Umwelt seriös bewerten. Es bestehen viele Gründe zur Ablehnung der Gentechnik. So seien in Südamerika die ökologischen Folgen verheerend: Die Flächen müssen wesentlich intensiver bewirtschaftet werden, umweltschädliche Pestizide werden in großen Mengen eingesetzt und resistente Unkräuter entwickelten sich rasant.
Rund 91.000 Hektar gentechnisch veränderter Mais sind EU-weit angebaut, nicht einmal ein Prozent aller Ackerflächen in der Union. In Österreich – Deutschland, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Luxemburg und Bulgarien – besteht ein Anbauverbot für sie Sorte MON 810 des Agrarriesen Monsanto. In Spanien wird MON 810 in großen Mengen angebaut.
Fehlenden Daten und ausstehenden Langzeitstudien sind für Experten die Hauptgründe, um der Gentechnik bisweilen Einhalt zu bieten.
Obwohl sich die oberste Wissenschaftlerin der EU-Kommission auf ihre Expertise beruft, sind es politische (Monsanto) Motive die sich für Gentechnik einsetzen. Glover will die Kommissions- Position stärken, nicht der der Wissenschaft. Die Kommission steht der Gentechnik grundsätzlich nicht kritisch gegenüber.
Blinde Gefolgschaft vor der Lobby großer Gentechnik- Konzerne kann jedoch selbst der Kommission nicht nachgesagt werden. Vergangene Woche wies EU-Gesundheitskommissar John Dalli die Anträge für den Anbau dreier Gentech-Maissorten zurück und forderte eine neuerliche Überprüfung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit. Die drei Sorten produzieren ein Gift, um sich vor Insekten zu schützen; eine von ihnen ist das bereits erlaubte MON 810, dessen Zulassung jedoch abgelaufen ist. Bis zum Ende des Untersuchungsverfahrens dürfen die Pflanzen jedenfalls weiter angebaut werden.
Angesichts des schwierigen Marktumfeldes kehrten Agarkonzerne Europa bereits den Rücken; BASF verlagerte sein Biotech-Forschungszentrum von Deutschland in die USA. Bauern aus den Vereinigten Staaten bewirtschaften 43 Prozent aller jener Felder weltweit, Brasilien und Argentinien folgen mit großem Abstand. Häufigst angebaute Genpflanzen sind Soja und Mais. Rentabel seien Gen-Pflanzen lediglich in hochindustrialisiert- Großflächen.