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Gletscher

Gletscher

Seit Menschen gedenken ist der Untergrund nie so schnell ans Licht gelangt. Im vergangenen Jahrzehnten, dem wärmsten seit 150 Jahren, ging es mit den 1.500 Schweizer Geltscher dramatisch bergab. Seit 1999 ist der Rhonegletscher um über 160 Meter kürzer geworden, der Gornergletscher bei Zermatt um 400 Meter. Drei von vier helvetischen Eiszungen sind heute schon kleiner als ein Quadratkilometer die Winzlinge werden Mitte des Jahrhunderts wohl verschwunden sein und an dessen Ende dann alle Alpengeltscher.

Aussagekräftiger als Längen- und Flächenangaben ist das Eisvolumen. Forscher, Hydrologie und Glaziologie haben mithilfe neuer Verfahren jene 59 Gletscher ausgemessen, die noch mehr als drei Quadratkilometer Fläche bedecken. Allein zwischen 1999 und 2009 schrumpften die Schweitzer Eismassen um zwölf Prozent. Mit diesem Schmelzwasser könnte man mehr als zweimal den Zürichsee füllen.
Gletscher

Gletscher

Der Verlust des Eises, weltweit eine der sichtbarsten Folgen des Klimawandels, ganz sicher jedenfalls im Alpenraum, trägt nicht nur zum Anstieg des Meeresspiegels bei. Auch vor Ort dürften die Folgen für Umwelt, Siedlungen, Verkehrswege und Energieversorgung gravierend sein. Fallen die Gletscher als Puffer weg, drohen Erdrutsche, Überschwemmungen und in den Sommermonaten Trockenheit.

Zur Symboloptik der globalen Erwärmung sind Vergleiche aktueller Gletscherfotos mit historischen Postkarten geworden: Bergfexe des 19. Jahrhunderts konnten im Wallis einen 100 Meter dickeren, drei Kilometer längeren Großen Aletschgletscher bewundern als wir heute. Fast alle Alpengletscher hatten nach Ende der kleinen Eiszeit um 1850 die größte Ausdehnung innerhalb der letzten drei Jahrhunderte.
Rückzug

Rückzug

Zwischen Nähr- und Zehrgebiet liegt die imaginäre Gleichgewichtslinie, für Wissenschaftler der entscheidende Faktor bei der Beurteilung des Gesundheitszustands, Verschiebt sich diese Linie nach oben, dann schrumpft der Bereich, in dem der Gletscher im Winter Eis bilden und an Volumen zunehmen kann, und die Gletscherzunge verliert an Gewicht. Liegt der polierte Granit einmal frei, hat die Gletscherzunge keine Schanze mehr. Eine Wunde mit verheerender Wirkung, denn der Fels wirft weniger Sonnenlicht in den Weltraum zurück. Während eine geschlossene Eisdecke die Hitze noch eine Weile abhalten hätte, wärmt sich nun der darunterliegende Fels auf. Wie eine Herdplatte verflüssigt sie den Gletscher.

Sobald das Erdreich vom Eis befreit ist, siedeln sich die ersten Profiteure an. Die Schwarzerle liebt Feuchtigkeit und bereit sich am liebsten in den Minicanyons aus, durch die im Sommer das Schmelzwasser abfliest. Die senkrechten Wurzeln der Schwarzerle sorgen für den Halt im Gelände, an den waagrechten dünnen hängen unzählige Kügelchen. Was aussieht wie eine schlimme Wurzelkrankheit, sind Bakterienknöllchen. Nur in Symbiose gelingt es Baum und Bakterien, sich als Pionier breitzumachen. Die Pflanze versorgt die Freunde im Untergrund mit organischen Verbindungen. Die revanchieren sich, indem sie Stickstoff als Nährstoff für die Erle aufbereiten. Doch wie gelangt der Nährstoff in die Gletscherregionen?
Es sind all die toten Brocken Alpengestein. In Granit sind alle Mineralien enthalte, wie Magnesium, Kalzium, Phosphat. Doch bevor die Pflanzen und Mikroorganismen an das Futter kommen, bedarf es erst der physikalischen Verwitterung durch Wind, Niederschlag und Frost. Gletscher sind in der tat die Hochleistungsmotoren der Erosion. Mit ihren oft kilometerdicken fließenden Körpern glätten und schmirgeln sie das Gelände. Den Gesteinsschutt, den sie dem Untergrund entreißen, zerreiben sie dabei zu feinkörnigem Sand. Lassen die Eismassen nackten Fels und Gesteinsschutt zurück, geben sie den Startschuss für neues Leben. Dann kommen die Symbionten. Grüne Flechten entpuppen sich als erfolgreiches Team aus Pilz und Alge. Er krallt sich am Stein fest und sammelt Wasser, sie fixiert Kohlenstoff mittels Photosynthese und füttert den Pilz mit Zucker. Aber auch im fein zerriebenen Material legt die Natur los. Granitsand ist der perfekte für die Bodenbildung. Dank seiner Kapillarkraft hält er das Wasser fest. Eine Einladung für Moose, Alpenmargeriten, Rispengras und Farne.
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