
Furgg Gletscher
Eisschmelze in den Schweizer Bergen beschleunigt sich
Bis zum Ende dieses Jahrhunderts könnten viele Gletscher in den Schweitzer Alpen vollständig abgeschmolzen sein. Das geht aus Zahlen hervor, die Wissenschaftler von der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie an der ETH in Zürich soeben vorgelegt haben. Das Team um den Gletscherforscher Martin Funk präsentierte auf dem Herbsttreffen der American Goepgysical Union AGU in San Francisco die aktuellste Bestandsaufnahme der Eismengen in den Schweizer Alpen. Im Jahr 1999 lagen demnach etwa 75 Kubikkilometer Gletschereis auf den Bergen. 80 Prozent davon stecken in den 50 größten Eisfeldern 20 Prozent allein im Großen Aletschgletscher, an dessen Zunge der Fluss Massa entspringt, der wenige Kilometer später in die Rhone mündet.

Gletscher
In einer zweiten Untersuchung haben die Glaziologen versucht, aus allen verfügbaren Messdaten der vergangenen einhundert Jahre die Veränderungen der Gletscher nachzuziehen. Die Analyse zeigt, dass die Summe der Eismassen seit dem ersten Messpunkt im Jahr 1907 abgenommen hat. Um 1910 herum und in den 1970er Jahren gab es zwar Phasen der Zunahme, doch insgesamt steht der Trend deutlich auf Schwund, der sich zudem seit 1957 beschleunigt. Die Zahlen offenbaren aber auch, dass es in den 1940er Jahren eine Periode gab, in der mehr Eis geschmolzen ist als in den beiden Jahren seit 1985, obwohl die Temperatur damals nicht höher waren.

Gletscher- Tal
Das zeige, dass nicht die Temperatur über das Schicksal der Gletscher entscheide, sagt Martin Funk. Welche weiteren Einflüsse wirken, ist nun Gegenstand von weiteren Untersuchungen. Der Schwund der Gletscher werde sich in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wahrscheinlich noch weiter beschleunigen, folgern die Forscher aus den Messungen, die sie mit unterschiedlichen Szenarien über die künftige Klimaentwicklung in Europa verknüpft haben. Am Ende könnte die kleineren der heute etwa 1.500 Gletscher vollständig verschwunden sein. Von den mittelgroßen, wie dem zehn Kilometer langen Rhonegletscher, werden dann nur noch Reste übrig sein. Die Folgen für die Natur und auch die Wirtschaft sind kaum abzusehen.