
Im Skandal um dioxinbelastete Eier und verseuchtes Tierfutter schieben sich die beteiligten Firmen wie immer gegenseitig die Verantwortung zu. Noch immer ist unklar, wie viele der Eier, Geflügel sowie Schweinefleisch verseucht ist. Neben Niedersachsen, wo mehr als 1.500 Betriebe gesperrt wurden, weitet sich der Giftskandal weiter aus. In Sachsen-Anhalt wurden 18 Höfe gesperrt und in Nordrhein-Westfalen 8.000 Legehennen getötet. In Bayern sowie derzeit 13 Bundesländern tauchten kontaminierte Eier, Geflügel und Schweinefleisch in einem Handel auf.
Hauptverursacher ist offenbar der Futtermittelhersteller Harles und Jentzsch. Die Staatsanwaltschaft Itzehoe ermittelt gegen die Firma im schleswig-holsteinischen Uetersen. Der Firma hatten Kunden und Behörden selbst über die Belastung informiert. Ein Mitarbeiter der Firma sagte, die Kontrollen würden einmal im Quartal durchgeführt. Regelmäßig wurden Analysen vorgenommen, niemals zuvor Dioxin- Belastungen gefunden.
Ausgangspunkt war der Biodieselhersteller Petrotec in Nordrhein- Westfalen, der aus alten Fetten aus der Lebensmittelindustrie Biodiesel und industrielle Fettsäuren herstellt. Diese waren über den Zwischenhändler Olivet im niederländischen Poortugaal an Harles und Jentzsch geliefert worden. Die niederländische Lebensmittelkontrollbehörde teilte mit, dort seien sämtliche Fettsäuren korrekt deklariert worden: Nur zur industriellen Verwendung.
Nach Angaben eines Mitarbeiters bei Olivet wurde Harles und Jentzsch jahrelang beliefert. Offenbar ist dort auf irgendeinem Weg industrielles Fett in der Futterproduktion verwendet worden. Wie und wo das Dioxin ursprünglich in die bei Petrotec erzeugten Fettsäuren kam, ist noch unklar. „Wir wissen das immer noch nicht. Aber das ist eine der wichtigsten Fragen, um künftige Fälle zu vermeiden“, sagte der Sprecher des Landwirtschaftsministeriums in Hannover.
Immerhin scheint ein einmaliger Verzehr eines belasteten Eis nicht schädlich zu sein. Mittlerweile steht fest, dass die Dioxinbelastung höher ist als das Bundeslandwirtschaftsministerium bekannt gab. Das Bundesinstitut für Risikobewertung berichtet: Dioxine entstehe bei industriellen Prozessen, reichert sich das ganze Leben im Körper von Menschen an und befinden sich in geringsten Spuren in fast allen Lebensmitteln.
Unterdessen fordern Politiker Konsequenzen aus dem Skandal. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner schließt nach dem Dioxinfund in Eiern schärfere Kontrollen in der Lebensmittelproduktion nicht aus. Die Opposition in Niedersachsen hat die Landesregierung beschuldigt, nicht schnell genug reagiert zu haben. Anders als Nordrhein-Westfalen hat Niedersachsen nicht umgehend die landwirtschaftlichen Betriebe gesperrt, die mit kontaminiertem Futter beliefert worden waren.
Als Verbraucher kritisieren wir die zögerliche und fahrlässig Reaktion der zuständigen Landwirtschaftsministerien und Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Die zuständigen Politiker haben überzeugend verantwortungslos gehandelt und erhebliche Mängel beim vorbeugenden Verbraucherschutz aufgezeigt. Schon bei BSE wurden Versprechungen gemacht, die bis heute nicht eingehalten wurden. Geschickt hat man Kontrollen umgangen.
Bemerkenswert ist, dass bereits im März 2010 der erste Dioxin- Befund angezeigt wurde?