Carbon Capture and Storage (CCS) ist eine höchst umstrittene, zumindest aber denkbare Strategie, um das beständige Freisetzen von Kohlendioxid in die Atmosphäre zu verringern. Zumindest in einem Punkt kann zwischen Befürwortern und Gegnern der Methode aber keine Uneinigkeit bestehen: Dicht müssen die unterirdischen Lagerstätten, in denen das Kohlendioxid auf unbestimmte Zeit gleichsam eingesperrt wird, schon sein. Just das steht bei einer experimentellen Lagerstätte in Kanada nun in Frage.
Ein Farmer- Ehepaar in der kanadischen Provinz Saskatchewan hat ungewöhnliche Algenbildung und sterbende Tiere beobachtet. Als Ursache verdächtigten sie das Experiment zur unterirdischen Kohlendioxid- Speicherung und diese These werde nun durch eine Studie untermauert.
Das Ehepaar wohnt nach Angaben von Umweltschützern nahe des Weyburn- Ölfeldes der Firma Cenovus. Dort wird seit zehn Jahren Kohlendioxid in den Boden gepumpt, zum einen, um die Ausbeute bei der Ölförderung zu erhöhen, zum anderen jedoch auch, um große Mengen des Treibhausgases nicht in die Atmosphäre zu entlassen. CCS werde vor allem von der Industrie als großer Hoffnungsträger im Kampf gegen den Klimawandel angepriesen. Das Ganze macht nur Sinn, wenn die unterirdischen Speicher absolut dicht sind.
Ein Leck im Unterirdischen CO2 Lager ist nun möglicherweise der Fall. Das Ehepaar habe regelmäßig tote Tiere – Katzen, Ziegen und Hasen gefunden. Es habe Explosionen gegeben, bei denen Grundwasser aus der Erde sprudelte. Umweltschützern zufolge haben nun die Ursache für die Vorfälle festgestellt: „Der Boden weise eine ungewöhnlich hohe Kohlendioxid- Konzentration auf, es könne wegen seiner Isotopenzusammensetzung nur aus dem nahe gelegenen Ölfeld stammen“. Der Energieminister Bill Boyd, erklärt, man wolle die Vorfälle untersuchen, aber ein Stopp des Projekts käme nicht infrage.
Wenn CO2 in großen Mengen kompakt austritt, kann dies massive Auswirkungen auf die umliegende Natur haben. Je nach ausgestoßener Menge, Windverhältnissen und Topographie können die Auswirkungen unterschiedlich sein. CO2 kann sich in Senken oder bei wenig Wind leichter in bodennahen Schichten halten.
Wie kanadische Wissenschafter behaupten, ist im Fall des Weyburn- Ölfeldes freilich die entscheidende Frage noch nicht geklärt: ob nämlich die CO2-Austritte aufgrund eines Lecks des Kohlendioxid-Speichers zustande kamen oder nicht eben auch auf natürliche CO2-Lager im Boden zurückgehen. Experten halten die Isotopenanalyse der Consulting- Firma für wenig aussagekräftig, da Untersuchungen 2001 bereits Austritte von natürlich vorkommendem CO2 mit genau jener Isotopenzusammensetzung bestätigt hätten.
Nun soll ein wissenschaftliches Institut namens IPAC-CO2 klären, woher die CO2-Austritte tatsächlich stammen. Wie unabhängig dieses Institut ist, steht allerdings wieder auf einem anderen Blatt Papier: Es wurde 2009 mit 14 Millionen kanadische Dollar gegründet Das Geld stammte einerseits von der kanadischen Provinz- und Landesregierung, andererseits von Royal Dutch Shell jenem Öl-Multi also, der massiv auf CCS setzt.
Kanada will die CCS-Technologie vor allem deshalb vorantreiben, weil man sich damit erhofft, die Gewinnung von Öl aus Teersand klimafreundlicher gestalten zu können. Durch den energieintensiven Aufbereitungsprozess entstünden beim Teersand- Abbau etwa fünfmal so viel Treibhausgase wie bei konventioneller Ölförderung. „Es würde mich nicht wundern. Wodurch die Erdölproduktion weiter und schneller forciert werden kann.
Das Kohlendioxid in Weyburn stamme aus einer Anlage zur Kohlevergasung in den USA – dem Great Plains Synfuels Plant. Kohlevergasung gilt als ein extrem klimaschädlicher Prozess, bei dem Braunkohle zu Methan verarbeitet wird, welches wiederum ins Gasnetz eingespeist wird. Doch die Dakota Gasification Company spricht von sauberer Energie, da etwa die Hälfte des entstehenden Kohlendioxids in Weyburn eingelagert werde.