Laut neuen Zahlen des AMAP heben sich die Ozeane bis zum Ende des Jahrhunderts viel schneller als bisher gedacht.
In den vergangenen Jahren zeichneten laufend aktualisierte Modelle ein düsteres Bild der Zukunft, was das Ansteigen des globalen Meeresspiegels betrifft. Der immer schnellere Klimawandel wird den Meeresspiegel bis 2100 voraussichtlich zwischen 0,9 und 1,6 Meter ansteigen lassen.
Im Jahr 2007 war der UN-Klimarat von einem Anstieg des Meeresspiegels bis zum Ende des Jahrhunderts um 19 bis 59 Zentimeter ausgegangen. Damals hatten die Experten den Beitrag durch die zunehmende Abschmelzung der Arktis allerdings unterschätzt. Der beschleunigte Trend war in den vergangenen sechs Jahre bis 2010 deutlich messbar: Laut einer Studie sei dies in der Arktis die wärmste Periode seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Der Meeresanstieg de um jährlich 3 mm, zwischen 2003 und 2008 registriert wurde, trugen die arktischen Gletscher bei. Die Eiskappen das grönländische Inlandeis mit mehr als 40 Prozent.
Im zurückliegenden halben Jahrhundert hat sich die Schmelzzeit nach Angaben der Untersuchung um 40 bis 50 Tage verlängert, mit rasant steigender Tendenz. In den fünf Jahren vor 2000 gingen dem grönländischen Inlandeis pro Jahr etwa 50 Milliarden Tonnen Eis verloren. Viel schneller ging es in den folgenden Jahren: Zwischen 2004 bis 2009 waren es jährlich bereits 200 Milliarden Tonnen Eis.
Auch in anderen Teilen der Arktis seien die Eismassen ab 2000 markant geschmolzen als im vorangegangenen Jahrzehnt. Beschleunigt wird der Trend durch die Änderungen des Untergrunds: Verschwindet das Eis, dann liegen größere Flächen an offenem Meer oder Grundgestein zutage, was die Reflektion der Sonnenstrahlen verringert und die Temperaturen weiter steigen lässt.
Die AMAP- Berechnungen gehen davon aus, dass der Meeresspiegel am Ende des 20. Jahrhunderts im Schnitt um 1,8 mm pro Jahr angestiegen war; der Anteil der arktischen und antarktischen Schmelze betrug rund 30 Prozent. Zwischen 2003 und 2010 hob sich der Meeresspiegel pro Jahr bereits um 3,1 mm und der Beitrag der schwinden polaren Eismassen wuchs auf 75 bis 80 Prozent. Den Rest besorgte die Volumenzunahme des erwärmten Wassers.
Aufgrund dieser Zahlen gehen die Wissenschafter vom AMAP davon aus, dass sich der Meeresspiegel bis 2100 um bis zu 160 Zentimeter heben wird – mit entsprechend verheerenden Konsequenzen: Rund 150 Millionen Menschen leben heute in Gebieten, die weniger als einen
Meter über der Meeresoberfläche liegen. Jene Länder, die es sich leisten können, werden Hunderte Milliarden in den Schutz vor Küstenerosion und Überschwemmungen investieren müssen.
Ärmere Ländern stehen Flutkatastrophen und Ernteverluste durch eindringendes Salzwasser bevor.