Gleisbesetzungen, Traktorblockaden, Schlagstockeinsatz und Massenproteste: Der Castor-Atommülltransport quer durch Deutschland in das Zwischenlager Gorleben ist am Wochenende auf massiven Widerstand gestoßen. Am Sonntag früh ist es zu gewalttätigen Zusammenstößen gekommen, als die Polizei eine Schotter-Aktion stoppen wollte. Westlich von Leitstade hatten rund 250 Menschen die Steine aus dem Gleisbett auf einer Strecke von sechs Metern Länge entfernt, um den Transport zu behindern.
Die Polizei habe Schlagstöcke und Pfefferspray gegen die Gruppe angewendet. Die Aktivisten hätten ihrerseits die Polizeibeamten mit Signalmunition und Pyrotechnik angegriffen. Angeblich wurde ein Räumfahrzeug der Polizei in Brand gesteckt. Wegen einer Schienenblockade im Grenzort Berg/Pfalz mit mehr als tausend Teilnehmern wurde der Castor-Transport bereits am Samstag aufgehalten. Kurzfristig wurde der Zug über Straßburg nach Kehl umgeleitet. Dort seilten sich drei Aktivisten von der Kinzig-Brücke ab.
Statt bei Berg in Rheinland-Pfalz erreichte der Zug aus La Hague um 13.54 Uhr in Kehl in Baden-Württemberg deutschen Boden. Der in Frankreich aufbereitete deutsche Atommüll ist auf dem Weg ins Zwischenlager Gorleben. In den elf Containern mit je 154 Tonnen hochradioaktivem Atom- Müll kann es bis zu 400 Grad heiß sein. Massive Polizeikräfte bewachen den Transport.
An der offiziell geheim gehaltenen Transportroute gab es immer wieder Protestaktionen. In Dannenberg in der Nähe von Gorleben protestierten fünfzigtausend Menschen gegen den Atommüll-Transport. Die Beteiligung am Protest ist auf einem Rekordhoch: Die bisher höchste Teilnehmerzahl bei einer Kundgebung im Wendland war 2008 mit 14.500 Demonstranten erreicht worden. Bei der Demonstration in Dannenberg protestierten Atomkraftgegner aus ganz Deutschland gegen den Kurs der schwarz-gelben Regierung und die längeren Laufzeiten der Kernkraftwerke.
Der deutsche Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) übte Kritik am Widerstand gegen den Castor-Transport. Es sei eine „verantwortungslose Position“, gegen Zwischenlager zu demonstrieren, die derzeit alternativlos seien, sagte Röttgen am Samstag.
Bundeskanzlerin Angela Merkel übte scharfe Kritik an SPD und Grünen. Die beiden Oppositionsparteien hätten während ihrer Regierungszeit 1998 bis 2005 sehenden Auges die Suche nach einem Endlager für Atommüll versäumt.
Seit Jahrzehnten protestieren Atomkraftgegner, gegen die Castor-Transport und dem Betrieb von AKWs. Bisweilen lachen die verantwortlichen aus Politik und Energie- Wirtschaft über die Protestler, wissend das sich nichts ändert. Die AKW- Betreiber vertrauen, auf die geballte Staatsmacht welche den hochradioaktivem Atom- Müll bis an ihren Bestimmungsort schützend bewacht.
Kann es sein, das die bisher angewandte Strategie der AKW- Gegner die falsche ist?