
Dioxine entwickeln sich bei Verbrennungsprozessen mit Chlor oder Kohlenstoff ab 300 Grad Celsius und werden bei Temperaturen ab 900 Grad wieder unschädlich; und sie sind eine Folge natürlicher Prozesse wie Vulkanausbrüche oder Waldbrände. Die Substanzen sind kaum wasserlöslich, lagern sich jedoch schnell in Fetten an. Daher sind sie im Boden schwer abbaubar und verbleiben lange in tierischen Fetten wie Eiern oder Milch, im menschlichen Körperfett und in der Muttermilch.
Berüchtigt sind Dioxine seit dem Chemieunfall im italienischen Seveso, wo 1976 ein Leck in einer Fabrik die Umgebung kontaminierte und bei den Anwohnern schwere Schäden wie zum Beispiel Chlorakne verursachte. Das „Seveso-Gift“ 2-3-7-8 TCDD ist das giftigste Dioxin und nach Versuchen 10-mal toxischer als das Mycotoxin aus Schimmelpilzen, 500-mal so gefährlich wie die Gifte Strychnin und Curare und 1.000-mal so giftig wie reines Nikotin. Dioxin war ebenfalls der Wirkstoff im Entlaubungsmittel „Agent Orange“, das die US-Luftwaffe im Vietnamkrieg flächendeckend einsetzte und dabei die dort lebende Bevölkerung vergiftete.
Im Vergleich zu den 80er Jahren ist die akute Belastung der Menschen massiv zurückgegangen: Neue Filteranlagen und Verordnungen – aber auch die Verlagerung der Industrien in andere Länder – haben dazu geführt, dass die Emissionen von Dioxin in Deutschland von 1990 bis 2004 von etwa 1.200 Gramm pro Jahr auf unter 100 Gramm zurückgegangen sind. Dennoch nimmt jeder Bundesbürger nach Messdaten des Umweltbundesamts (UBA) derzeit etwa 2 Picogramm (billionstel Gramm) pro Kilo Körpergewicht auf. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht ein bis vier Picogramm als unproblematisch an, die deutschen Behörden streben dagegen einen Wert von einem Picogramm an. Gestillte Säuglinge nehmen bis zu 57 Picogramm Dioxin auf, dennoch wird das Stillen von Experten empfohlen.
Heute ist klar, dass Dioxin neben Hautreizungen wie Chlorakne auch das Immun- und Nervensystem stören kann, ebenso den Hormonhaushalt und die Zeugungsfähigkeit, wie sich in Seveso zeigte. Dennoch ist die krebserregende Wirkung von Dioxin offenbar deutlich geringer als etwa bei Asbest, Radon oder Zigarettenrauch.
Dioxin im Essen:
Bioeier: Es gibt keine Erkenntnisse, dass auch Bioeier von der Dioxinverseuchung durch Industriefette betroffen sind. Bioland, der Verband ökologischer Erzeuger, erklärte, dass in der von ihm kontrollierten biologischen Tierhaltung „die Verfütterung von konventionell erzeugten Futterfetten verboten“ sei. Den überwiegenden Teil der Futtermittel erzeugten die jeweiligen Bioland-Tierhalter selbst. Der andere Teil komme nur aus Futtermittelbetrieben, die von Bioland geprüft und voll auf Bioproduktion umgestellt seien.
Restrisiko:
Auch bei Bioeiern gibt es das Restrisiko einer Dioxinbelastung. Christiane Groß von Foodwatch weist darauf hin, dass ein Futterlieferant seinen Abnehmer betrügen und Fremdstoffe ins Futter beimischen könne. Ein solcher Fall hatte sich im Frühjahr 2010 ereignet. Bei einer Dioxinverseuchung von Bioeiern durch Mais aus der Ukraine waren die Produkte der Discounter Lidl und Aldi Süd betroffen.
Grenzwerte:
Die letzten verbindlichen Grenzwerte für den Dioxingehalt in Lebensmitteln stammen aus einer EU-Verordnung aus dem Jahr 2006. Für Ei- und Milchprodukte liegt die zulässige Gesamtmenge bei drei Picogramm pro Gramm Fett, also bei drei Billionstel Gramm. Bei Muskelfleisch von Fischen sind es vier Picogramm, bei Lebererzeugnissen sechs und bei Rind- und Lammfleisch ebenfalls drei.