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You Are Here: Home » Allgemein, Die tun nichts » Kampf gegen die Müllberge in Russland

Plastikflaschen, Bauschutt und Glassplitter, selbst alte Fernseher und Küchengeräte liegen verstreut herum. Schon von weitem riecht es nach verrottenden Abfällen. Die Müllhalde ist nur eine von über 300 wilden Deponien im Moskauer Gebiet. Auf dem Territorium Moskaus und des Moskauer Umlands entstehen jährlich zehn Millionen Tonnen Haus- und Sperrmüll. Riesige Mengen an Abfall sind die Schattenseite der russischen Entwicklung. Die Entsorgung bleibt ein ungelöstes Problem.

Gerade im Sommer, wenn die Temperaturen steigen, können Deponien zur Gefahr werden. So geriet Anfang Mai eine Müllkippe bei Naro-Fominsk 70 Kilometer südöstlich von Moskau in Brand. Giftige Gase hüllten knapp eine Woche lang die Gegend in dichten, schwarzen Qualm. Anwohner klagten über Kopfschmerzen und Atembeschwerden.

Die Müllverwertung ist ein zentraler Aspekt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung, einer Politik, der sich Russland 1992 mit der Unterzeichnung der Rio-Erklärung über Umwelt und Entwicklung offiziell verpflichtet hat. In der Realität ist in den vergangenen 20 Jahren in der Umweltpolitik, jedoch so gut wie nichts geschehen.

Der Raubkapitalismus in Russland hat auch zu einem hemmungslosen Raubbau an der Natur geführt – sei es durch die Abholzung von Wäldern, den ineffizienten und ohne Rücksicht auf Umweltaspekte geführten Abbau von Bodenschätzen oder eben die Entwicklung Russlands hin zu einer Konsum- und Wegwerfgesellschaft. Die Einführung der zu Sowjetzeiten praktisch unbekannten Plastikverpackungen ist zwar für die russischen Konsumenten bequem, stellte aber das eingespielte Verwertungssystem von Sekundärrohstoffen vor eine unlösbare Aufgabe.

Das System wurde inzwischen selbst weitgehend entsorgt, lediglich die Sammlung von Schrott für den Export spielt noch eine Rolle. Eine Mülltrennung in den Haushalten existiert damit nicht. Essensreste landen zusammen mit Verpackungsmüll, Batterien und Zeitungen im Eimer und anschließend im Müllschacht, mit dem die meisten Wohnhäuser in den Städten ausgestattet sind. Schon hier entsteht das erste Problem.

Auch mit der Müllabfuhr wird das Problem nicht beseitigt. Gut 4,3 Milliarden Tonnen Haus- und Produktionsmüll seien 2011 angefallen, davon aber nur knapp zwei Milliarden Tonnen unschädlich gemacht worden.  Zumeist bedeutet das einfach Verbrennung. Was nicht verbrannt werden kann, verrottet auf den Deponien. Die austretenden Giftstoffe (Quecksilber) verseuchen Grundwasser und Boden.
Das Problem immerhin ist erkannt. Es werden derzeit in allen russischen Regionen Mülltrennungs- und -Verbrennungsanlagen gebaut. Erste Pilotprojekte gibt es bereits. Doch ganz so einfach ist das nicht. Der Aufbau einer funktionierenden Recycling-Industrie erfordert Milliardeninvestitionen. Im russischen Haushalt sind diese Mittel nicht vorgesehen.

Also müssten die Russen die Modernisierung aus eigener Tasche finanzieren. Die Bereitschaft dazu scheint jedoch gering zu sein: Viele Russen entsorgen ihren Müll nach wie vor lieber in der Natur, statt für die Wiederaufbereitung zu zahlen. Doch die Mentalität ist kurzsichtig. Selbst die schier unendlichen Weiten Russlands stoßen irgendwann an die Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit.

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