Ein neu entdeckter Riss in der Stahlkonstruktion des Reaktorbehälters im Atomkraftwerk Doel bei Antwerpen hat in Belgien die Diskussion über den Atomausstieg neu angeheizt. Es wurde ein 20 Millimeter große Riss bei einer jährlichen Überprüfung im Reaktorbehälter festgestellt.
Derselbe Reaktorbehälter ist auch beim Atomkraftwerk Tihange bei Lüttich im Einsatz. Im schlimmsten Fall müssten Doel 3 und Tihange 2 vom Netz gehen. Der Betreiber Electrabel muss nachweisen, dass die Anomalien kein Problem für die Unversehrtheit des Reaktors darstellt. In der Situation von normalem Druck sowie bei hohem Druck.
Die für Fragen der Atomsicherheit zuständige belgische Innenministerin Joelle Milquet betonte, es bestehe weder Gefahr für die Bevölkerung noch für die Arbeiter in dem Kraftwerk.
Generell war 2003 in Belgien ein vollständiger, stufenweise Atomausstieg bis 2025 beschlossen worden, der in Zwischenzeit mehrfach revidiert wurde. Stresstests der belgischen AKWs verzögern sich weiterhin.
EU-Kommission: Es ist in der Verantwortung der nationalen Behörden, zu handeln, den Reaktor zu schließen, oder die Technologie zu verbessern. Nukleare Sicherheit sei eine nationale Kompetenz. Die EU-Kommission ist über den aktuellen Fall in Belgien nicht informiert worden, es gebe dazu auch keine Verpflichtung, es ist kein Unfall.
Die Nachrichtenagentur AFP meldete unter Berufung auf die französische Tageszeitung „Le Monde“, dass derselbe Reaktorbehältertyp wie in Doel auch in zwei Reaktoren in den Niederlanden, in zwei weiteren in Deutschland, in zwei in Spanien, in einem schwedischen Reaktor, in zwei Schweizer sowie in zehn weiteren Reaktoren in den USA und in einem AKW in Argentinien eingesetzt wird.