
EU Parlament
Die Notwendigkeit umweltfreundlichen Handelns wird dementsprechend auf zwei Ebenen thematisiert. Gefragt ist nicht nur eine konsequente Umweltpolitik, notwendig ist mindestens ebenso das Bewusstsein sein Verhalten im Alltag zu verändern. Das betrifft jeden Einzelnen von uns, der den Umweltschutz ernst nimmt. Der gegenwärtige Boom von Klimaratgebern und Öko- Lifestyle im Internet, welche zum Kauf von Hybridautos anregen, oder den Wechsel zum Ökostrom empfehlen, macht eines sehr deutlich! Der Verbraucher hat kein großes Vertrauen in die Politik und ihren vielen Verheißungen, sich dem Umweltschutz mit vollem ernst anzunehmen.
Der Wunsch, im Alltag sich nach einer politischen Leitidee zu organisieren, ist nicht in allen gesellschaftlichsten Schichten gleich stark ausgeprägt. Selbst wenn in der Diskussion um den Klimawandel gerne hervorgehoben wird, dass das Überleben der Menschheit auf dem Spiel steht, so zeigt das verhalten vieler Bundesbürger, das sie viel drängende Alltagssorgen haben.
Derweilen ist eine kleine Minderheit, die sich nicht zuletzt durch eine Kombination von hohen Bildungsabschluss und Einkommen auszeichnet, aktiv dabei, ihren Lebensstil nachhaltig anzupassen. Den Alltag nach den gesteigerten Ansprüchen an das Klimabewusstsein anzupassen, fällt jenen verantwortungsbewussten Einzelnen schwer. Schließlich ist beinahe jede Handlung in irgendeiner Weise klimarelevant. Zu befürchten ist, dass sich der andere Teil der Bevölkerung aus Unwissenheit, „was kann der Einzelne aktiv zum Umweltschutz beitragen“, vollendest entzieht und die Schuldzuweisung gänzlich den größten CO² Emittenten der Welt den USA, China und Indien anlastet.
Der Einzelne kann sich die Komplexität klimapolitischer und Energiewirtschaft in ihren Funktionszusammenhängen nicht vorstellen.
Nur ein Beispiel:

Kyoto
Der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass Stromsparen im Haushalt zu einer Verminderung des CO² Ausstoßes führen wird. Dem ist jedoch mitnichten so. Denn das EU-Emissionshandelssystem ist so konstruiert, dass das Gesamtvolumen der Emissionsberechtigungen, die von Kraftwerksbetreibern und energieintensiven Industriezweigen erworben werden müssen, schon auf Jahre hinaus festgelegt ist, mit stetig sinkender Tendenz. Eine verminderte Elektrizitätsnachfrage privater Haushalte ändert nichts an der Gesamtzahl der ohnehin knappen Zertifikate. Zwar kann durch privates Stromsparen zunächst der CO² Ausstoß eines nahe gelegenen Kohle- oder Gaskraftwerks sinken, es ermöglicht den Kraftwerksbetreiber jedoch, die nun überschüssigen Zertifikate an der Strombörse zu verkaufen. Die Emissionen werden also lediglich verlagert, entweder auf andere Kraftwerke oder hin zu Industriellen Großverbrauchern von Elektrizität. Je mehr die umweltbewussten Haushalte einsparen, desto mehr und demzufolge günstigere Zertifikate kommen auf den Markt. Davon profitiert vor allem energieintensive Industrien wie Stahl- und Aluminiumhütten, für die der Druck zur Anpassung ihrer Produktionsprozesse ein wenig abgemildert wird – was in volkswirtschaftlicher Hinsicht nicht Schlecht ist, doch für den klimabewussten Verbraucher nicht der Grund war, sich eine effizientere Waschmaschine zu kaufen.
Im Kleinen (der Einzelne) will man abwenden, was die Wirtschaftunternehmen im großen Stiel täglich an CO² Emissionen in die Umwelt pusten. Letztens geht es nicht nur darum, seinen keinen Beitrag zu Klimaschutz beizuragen, der in gewisser weiße das eigen Gewissen „ich tu was“, befriedigt. Vielmehr muss der Druck „solidarisch“ massiv erhöht werden um Politik und Wirtschaft zum handeln zu zwingen.