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Tag 6: Mittwoch, 16. März

japan-explosionWegen zu starker radioaktiver Strahlung sind die Arbeiten zur Kühlung der beschädigten Reaktoren im Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi vorübergehend eingestellt worden. Die Experten mussten abgezogen werden, weil das Gesundheitsrisiko zu gross wurde. Später sanken die Strahlenwerte wieder und die Experten konnten zurückkehren.

Der japanische Kaiser Akihito sprach den Opfern des verheerenden Erdbebens und des darauf folgenden Tsunamis sein Beileid aus und zeigte sich auch tief besorgt über die Krise in den Atomkraftwerken. Der Kaiser äussert sich nur sehr selten öffentlich.

Die Behörden wollten ursprünglich Helikopter einsetzen, um Wasser in die Reaktoren zu sprühen und einen weiteren Strahlungsaustritt zu verhindern. Weil die Sicherheit der Piloten aber nicht gewährleistet war, musste der Einsatz aber abgebrochen werden.

Über dem Reaktorblock 3 stieg am Morgen wieder weisser Rauch auf. Dabei könne es sich auch um Wasserdampf handeln, teilte der Kraftwerksbetreiber Tepco mit. Im Reaktorblock 4 war zuvor erneut Feuer ausgebrochen. Wenig später waren jedoch keine Flammen mehr zu sehen.

Tag 5: Dienstag, 15. März

Um 8 Uhr Ortszeit/0 Uhr Schweizer Zeit meldet die japanische Regierung, dass es auch im Reaktor 2 in Fukushima Explosionen gegeben habe. In Reaktor 4 ist ein Feuer ausgebrochen.

Um 11 Uhr Ortszeit/3 Uhr Schweizer Zeit bestätigt die Regierung erstmals, dass in Fukushima Radioaktivität in grösserem Masse in die Luft austritt. Im Reaktor 2 ist erstmals in Fukushima die innere Schutzhülle beschädigt worden. Regierungssprecher Yukio Edano warnt offen vor der Gefahr: (Es gibt keinen Zweifel, dass das erreichte Niveau an Strahlen die menschliche Gesundheit beeinträchtigen kann). In Tokio werden 20-fach erhöhte Radioaktivitätswerte gemessen. Beobachter fürchten insbesondere, dass der Wind die Strahlung in die 35-Millionenstadt trägt.

Inzwischen melden die Behörden 2414 Todesopfer nach dem Beben und dem Tsunami. Nach wie vor werden gegen 10’000 Menschen vermisst.

Um 20 Uhr Ortszeit/12 Uhr Schweizer Zeit warnt die französische Atombehörde: Der Unfall in dem japanischen Atomkraftwerk Fukushima hat die zweithöchste Stufe in der siebenstufigen Internationalen Bewertungsskala (INES) erreicht. Das Geschehen sei mit Stufe 6 als schwerer Unfall zu bewerten. Tschernobyl war ein Unfall der Stufe 7.

Tag 4: Montag, 14. März

Tokio wird von einem Nachbeben getroffen. Um 11:30 Uhr Ortszeit/3:30 Uhr Schweizer Zeit meldet die Regierung, dass es in Fukushima Eins eine weitere Wasserstoffexplosion gegeben habe: Nach Reaktor 1 ist dieses Mal Reaktor 3 betroffen. Sieben Menschen werden verletzt, fünf davon verstrahlt. Auch diesmal ist die Stahlhülle nach Regierungsangaben unbeschädigt.

Mehrere Male melden die Behörden im Laufe des Tages, die Brennstäbe im Reaktor 2 lägen trocken und könnten nicht mehr gekühlt werden.

Die Regierung bleibt in ihren Aussagen widersprüchlich: Regierungssprecher Yukio Edano räumt einerseits ein, dass es in den Reaktoren von Fukushima zu einer Kernschmelze gekommen sein könnte. Später sagt er an einer Medienkonferenz, er gehe davon aus, dass die schlimmsten Szenarien nicht Wirklichkeit würden.

Tag 3: Sonntag, 13. März

Um 5 Uhr Ortszeit/21 Uhr Schweizer Zeit fällt auch im Reaktor 3 des Kraftwerks Fukushima die Kühlung aus. Zwei Stunden später meldet die Regierung, dass es vermutlich auch dort zu einer Wasserstoffexplosion gekommen sei.

Um 21 Uhr Ortszeit/13 Uhr Schweizer Zeit räumt Premierminister Naoto Kan erstmals ein, die Lage in Fukushima sei «besorgniserregend». Er spricht von der schlimmsten Krise für Japan seit dem Zweiten Weltkrieg.

Um die 10’000 Menschen werden nach dem Beben und dem Tsunami vermisst. Erste Hilfslieferungen erreichen den Norden des Landes. Auch die Schweiz schickt ein Katastrophenhilfeteam vor Ort.

Tag 2: Samstag, 12. März

Die Internationale Atomenergiebehörde bestätigt um 7 Uhr Ortszeit/23 Uhr Schweizer Zeit, dass auch die Kühlung in Reaktor 2 des Kraftwerks Fukushima teilweise ausgefallen sei. Es werden weitere Anwohner evakuiert. Der Betreiber Tepco lässt Dampf aus dem Kraftwerk ab, der radioaktiv geladen ist.

Ein Vertreter der japanischen Atomaufsichtsbehörde meldet um 13 Uhr Ortszeit/6 Uhr Schweizer Zeit, dass im AKW Fukushima eine Kernschmelze stattfinden könnte. Drei Stunden später gibt es in Reaktor 1 eine Wasserstoffexplosion. Vier Angestellte werden verletzt. Die Wände des Reaktors werden zerstört, eine Rauchsäule steigt in den Himmel. Das Bild wird später zum Titel des Magazins (Spiegel: darüber wird die Schlagzeile (Das Ende des Atomzeitalters) gedruckt.

Ab 20 Uhr Ortszeit/12 Uhr Schweizer Zeit werden weitere Anwohner evakuiert. Der Behälter um die Brennstäbe hält bislang, die Betreiber leiten weiterhin Dampf und somit Druck ab, um die Temperatur im Innern zu senken. Ausserdem beginnen sie, zur Kühlung zusätzlich Meerwasser in die Anlage zu leiten. Die Radioaktivität um das Werk ist aufgrund der Dampfwolke leicht, aber nicht stark erhöht.

Tag 1: Freitag, 11. März

Ein Erdbeben der Stärke 9,0 erschüttert um 14:45 Uhr Ortszeit/06:45 Uhr Schweizer Zeit Japan. Es ist das stärkste Beben seit Beginn der Messungen. Das Epizentrum liegt 130 Kilometer östlich der Stadt Sendai im Meer.

Eine Stunde später überflutet ein Tsunami mit vier bis zehn Meter hohen Wellen die Ostküste der Hauptinsel Honshu. Eine gute halbe Stunde später folgt eine zweite Welle. Sie trifft insbesondere die Stadt Sendai. Tausende Menschen kommen ums Leben.

Das japanische Fernsehen berichtet um 18 Uhr Ortszeit/10 Uhr Schweizer Zeit, dass im Reaktor 1 im Atomkraftwerk Fukushima die Kühlung ausgefallen sei. Im Kraftwerk Onagawa sei ein Feuer ausgebrochen. Der japanische Premierminister Naoto Kan dementiert die Meldung und sagt, die Lage in den Atomkraftwerken sei «normal». Doch die Meldung erweist sich später als richtig.

Um 21 Uhr Ortszeit/13 Uhr Schweizer Zeit werden erste Anwohner des Kraftwerks Fukushima aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Die Regierung spricht von einer reinen Vorsichtsmassnahme. Das Feuer im Kraftwerk Onagawa wurde laut der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA inzwischen gelöscht.
20 Begriffe zur Atomenergie

Atomunfall: Die Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) unterscheidet bei atomaren Unfällen sieben Stufen. Stufe 7 steht dabei für einen (katastrophalen Unfall) wie im Jahre 1986 in Tschernobyl, wenn ganz offensichtlich Radioaktivität in erheblichem Masse austritt. In der Skala unterschieden werden Störungen (Stufe 1), Störfälle (ab 2) und Unfälle (4–7). Atomare Zwischenfälle oder meldepflichtige Ereignisse in Kernkraftwerken müssen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien gemeldet werden.

Brennelemente: Hier befindet sich das atomare Material, das über den Prozess der Kernspaltung letztlich die Energie erzeugt. Das angereicherte Uran wird in Form von Tabletten in die Brennstäbe gefüllt. In der Regel werden zahlreiche Brennstäbe zu einem Brennelement gebündelt.

Containment: Die stählerne Hülle um die Reaktoranlagen soll verhindern, dass im Falle eines schweren Störfalls Radioaktivität in die Umgebung entweicht. Die Kugel mit einem Durchmesser von 50 Metern (bei Druckwasserreaktoren) ist mehrere Zentimeter dick und soll auch dem Druck von Wasserdampf standhalten. Im Innern des Sicherheitsbehälters befindet sich der Reaktordruckbehälter sowie bei einem Druckwasserreaktor auch das primäre Kühlsystem. Der Sicherheitsbehälter ist normalerweise mit Stickstoff gefüllt, um Explosionen zu verhindern. Im Falle von Fukushima gelangte Wasserstoff ausserhalb des Sicherheitsbehälters in das äussere Reaktorgebäude, wo es zur Explosion kam.

Druckwasserreaktor: Bei diesem Reaktortyp herrscht im Reaktorkern und im primären Kühlkreislauf ein hoher Druck, sodass Wasser nicht verdampft. Erst in einem weiteren Kreislauf wird Wasser zum Verdampfen gebracht und treibt so die Turbinen an.

Fallout: Wenn nach einem schweren atomaren Unfall aus einem Kraftwerk Radioaktivität austritt und später auf die Erde niederregnet, spricht man von radioaktivem Niederschlag oder auf Englisch Fallout.

Gammastrahlung: Hochenergetische, kurzwellige elektromagnetische Strahlung, die von einem Atomkern ausgestrahlt wird. Die Energien von Gammastrahlen liegen gewöhnlich zwischen 0,01 und 10 MeV. Auch Röntgenstrahlen treten in diesem Energiebereich auf; sie haben aber ihren Ursprung nicht im Atomkern, sondern sie entstehen durch Elektronenübergänge in der Elektronenhülle oder durch Elektronenbremsung in Materie (Bremsstrahlung). Im Allgemeinen sind Alpha- und Betazerfälle und immer der Spaltungsvorgang von Gammastrahlung begleitet. Gammastrahlen sind sehr durchdringend und lassen sich am besten durch Materialien hoher Dichte (Blei) und hoher Ordnungszahl schwächen.

GAU: Die Abkürzung GAU steht für Grösster Anzunehmender Unfall in einem Kernreaktor. Gemeint ist ein möglicher schwerwiegender technischer (Auslegungsstörfall), bei dem der Reaktor aber weiter beherrschbar bleibt und keine Radioaktivität austritt.

Geigerzähler: Strahlungsnachweis- und -messgerät. Es besteht aus einer gasgefüllten Röhre, in der eine elektrische Entladung abläuft, wenn ionisierende Strahlung sie durchdringt. Die Entladungen werden gezählt und stellen ein Mass für die Strahlungsintensität dar.

Kernbrennstoff: In den meisten Kernkraftwerken wird angereichertes Uran (Uran 235) als Brennstoff verwendet.

Kettenreaktion: Bei der Spaltung von Atomkernen mittels Neutronen werden weitere Neutronen frei, die ihrerseits jeweils wieder Atomkerne spalten. In Atomreaktoren wird dieser Spaltprozess normalerweise so gesteuert, dass es nicht zu einer Überhitzung und damit zu einer unkontrollierten Kettenreaktion kommt.

Kernschmelze: Bei einem schweren Reaktorunfall kann so viel Hitze entstehen, dass die atomaren Brennstäbe verflüssigt werden. Dieser Fall kann eintreten, wenn die Reaktorkühlung ausfällt.

Kontamination: Wenn Radioaktivität freigesetzt wird, besteht die Gefahr einer Verstrahlung der Umgebung. Menschen, Tiere und Pflanzen können kontaminiert werden, sie nehmen also radioaktive Giftstoffe auf. Strahlen zerstören das Gewebe oder verursachen krankhafte Veränderungen. Menschen können durch eine solche Verstrahlung an Krebs erkranken.

Kühlmittel: Bei der Energiegewinnung in Atomkraftwerken entsteht grosse Hitze. Der Reaktorkern muss daher gekühlt werden. Übliche Kühlmittel sind leichtes und schweres Wasser, Kohlendioxid, Helium und flüssiges Natrium.

Liquidator: Aufräumarbeiter, der nach Atomkatastrophen eingesetzt wird, oft zwangsrekrutiert. Nach der Explosion in Tschernobyl am 26. April 1986 wurden etwa 700’000 Männer zum Unglücksort abgeordert. Etwa 50’000 haben den Einsatz nicht überlebt, 90 Prozent der Überlebenden sind krank.

Reaktorkern: Das Innere des Kernkraftwerks, wo die Brennelemente angeordnet sind. Hier findet der Spaltprozess statt, daher wird auch von der Spaltzone gesprochen.

Reaktordruckbehälter: In diesem befindet sich der Reaktorkern mit den Brennelementen. Der Behälter besteht aus rund 25 Zentimeter dickem Stahl und ist für hohe Temperaturen und Drücke ausgelegt, die bei der Erhitzung des Kühlmittels entstehen. Im Falle einer Kernschmelze entstehen jedoch höhere Temperaturen, die den Druckbehälter zerstören können.

Sicherheitsbehälter: siehe Containment

Siedewasserreaktor: Bei diesem Reaktortyp wird das Kühlwasser direkt im Reaktorkern zum Sieden gebracht. Mit dem entstehenden Wasserdampf werden die Turbinen zur Stromerzeugung angetrieben. Anschliessend wird der Wasserdampf kondensiert und wieder in den Kern gepumpt. Die Turbinen und Kondensatoren liegen ausserhalb des Sicherheitsbehälters. Die Reaktoren im japanischen Fukushima sind von diesem Typ.

Super-GAU: Von einem Super-GAU wird gesprochen, wenn ein Atomunfall auftritt, für den die Sicherheitseinrichtungen des Kernkraftwerks nicht mehr ausgelegt sind. In diesem Fall wird Radioaktivität über den zulässigen Grenzwert hinaus freigesetzt. Ursache kann beispielsweise eine Zerstörung des Reaktordruckbehälters durch eine Kernschmelze sein.

Tschernobyl: In der ukrainischen Stadt ereignete sich 1986 der bislang grösste atomare Unfall in einem Kernkraftwerk. Damals explodierte ein Reaktorblock. Das Gelände um den Reaktor ist bis heute verstrahlt. Die radioaktive Wolke verbreitete sich damals über weite Teile Europas.

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