Eine Bunte fielfalt an Schmetterlinge läst sich derzeit nicht beobachten. Für andere wiederum gehören Wiesen mit tanzenden Zitronenfaltern, Bläulingen, Kohlweislingen oder Tagpfauenaugen zu den sonnigen Erinnerungen aus der Kindheit. Und genau sie haben recht. Tatsächlich gibt es weniger Schmetterlinge. Und zwar nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land.
Bei den Tagfaltern ist der Bestand um mehr als der Hälfte Rückgänge. Ddie Einbußen sind zum Teil dramatisch. Bläulinge, zum Beispiel lebten auf Ackerstreifen. Heute finden wir ihn in besiedelten Gebieten kaum noch Exenplare. Besonders seit der Nachkriegszeit büßen die Tagfalter Lebensraum ein. Schuld ist in erster Linie der Mensch. Bei steigendem Wohlstand erobert er die Natur, die er bebaut, bepflanzt und flurbereinigt.
Früher ließen die Bauern ihre Blumenwiesen, in denen ganze Insektenwelten lebten, über den Sommer wachsen. Gemäht wurde im Herbst, das Heu wurde im Stadel gelagert und im Winter den Tieren verfüttert. Heute gebietet der menschliche Wunsch nach Ernährungssicherheit eine weitaus intensivere Grünflächen-Nutzung. Die Wiesen werden gleich drei bis vier Mal im Jahr oder sogar alle vier Wochen gemäht. Schmetterlingsraupen, die auf den Halmen sitzen, werden dabei gehäckselt.
Schmetterlinge brauchen im Sommer sechs Wochen oder mehr, um sich zu entwickeln. Manche von ihnen schlüpfen sogar erst im Herbst. Schnellwachsendes Arten von Nutzpflanzen sind heute erwünscht, was zum Einsatz von Dünger führt. Durch den Dünger entstehen sehr schöne Wiesen. Aber es sind andere Arten von Wiesen, als Schmetterlinge sie brauchen. Der Dünger verändert die Vegetation so, dass die Tiere in weiterer Folge keine Lebensbedingungen mehr finden. Der Bauer will mehr Biomasse ernten, weswegen er düngt. Gleichzeitig verkleinert er damit die. Landwirtschaftliche Dünger enthalten Nitrate, die vielen Pflanzen als Nährstoffe dienen. Sie können von pflanzlichen Organismen als Stickstoffquelle aufgenommen und verwertet werden. Für manche Käfer, Raupen oder Falter sind Nitrat-haltige Blüten jedoch giftig.
Die meisten Raupen sind an spezifische Pflanzen als Nahrung gebunden. Werden diese zunichte gemacht, schlüpfen keine Schmetterlinge. Bestimmte Schmetterlingssträucher locken allerdings die Falter an, wie etwa der Sommerflieder (Buddleja), Sonnenhüte (Echinacea) oder bestimmte Zistosengewächse.
Der Zitronenfalter lebt bevorzugt vom Faulbaum, der feuchte Wälder benötigt, jedoch zugleich an einem sonnigen Platz stehen muss, damit die Raupen ihn mögen. Die Bevölkerung der Zitronenfalter schwankt. Einerseits haben sie mehrere Nahrungspflanzen, andererseits ist ihr Lebenszyklus mit bis zu elf Monaten sehr lang, wird also durch die intensive Nutzung der Landwirtschaft oftmals abgebrochen. Der Schmetterling schlüpft im Juni, fliegt und geht später in den Sommerschlaf bis Herbst. Erst nach dem Winterschlaf legt er Eier. Der Zitronenfalter stammt von einer Mittelmeer-Art, die die Sommertrockenheit überleben musste. Bei seiner Wanderung gegen Norden hat er sein stammesgeschichtliches Erbe mitgenommen.
Viele Insekten überdauern die Wintermonate in Kältestarre. Viele Schmetterlinge hingegen verschlafen den Hochsommer: Wenn es zu heiß wird, verschwinden die Tagfalter wie von Zauberhand und tauchen erst wieder im regnerischen Herbst zum Eierablegen auf.