Eine neue Studie zeigt, dass Indien und China künftig massiv unter der Luftverschmutzung leiden werden, wenn die Emissionen wie bis steigen. Das hätte auch Folgen für Europa.
Saubere Luft ist schon lange kein unbeschränkt vorhandenes Gut mehr. Seit Epidemiologen aufzeigen konnten, dass ein hoher Anteil Feinstaub auf Dauer den Herzkreislauf und die Atmungswege belasten kann. Seit für Asthma und Lungenkrankheiten auch hohe Ozonkonzentrationen verantwortlich gemacht werden. Die UNO-Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass weltweit jedes Jahr 1,3 Millionen Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung sterben Tendenz steigend. Besonders betroffen sind Menschen in aufstrebenden Staaten wie Indien und China.
Ohne strenge Massnahmen in der Lufthygiene und einen deutlichen technologischen Fortschritt sieht die Zukunft in diesen asiatischen Staaten nicht rosig aus. Das zeigt eine neue Studie. Die Luftverschmutzung in Ostasien, insbesondere durch Stickoxide, Schwefeldioxid und Feinstaub, wird sich bis zum Jahr 2030 verdoppeln. In der arabischen Golfregion steigen die Ozonwerte derzeit massiv an.
Die Forscher haben erstmals jene fünf Luftschadstoffe weltweit untersucht, die nach dem Stand der Wissenschaft besonders gesundheitsschädlich sind: Feinstaub, der kleiner ist als 2,5 Mikrometer und bei der unvollständigen Verbrennung von fossilen Treib- und Brennstoffen entsteht. Stickoxide sind ebenfalls ein Verbrennungsprodukt und gelangen zu einem großen Teil über Abgase in die Luft. Das Reizgas Ozon entsteht an sonnigen Tagen aus Stickoxiden und Kohlenwasserstoffen. Schwefeldioxid und Kohlenmonoxid entstehen ebenfalls aus Verbrennungsprozessen.
Das enorme Bevölkerungswachstum in den Weltregion Indien und China und der damit verbundene Wirtschaftsboom führen manchenorts in Ostasien zu einem Verschmutzungsgrad, der für die Menschen toxisch ist.
Auch wenn in den vergangenen sieben Jahren in China und Indien einiges in den Umwelt- und Klimaschutz investiert wurde, ist in Wirklichkeit nicht viel passiert.
Tatsächlich zeigen die globalen Emissionstrends nach wie vor deutlich nach oben. Die internationalen Klimaverhandlungen sind schleppend, und es ist unklar, ob Massnahmen zur Luftqualität künftig weltweit wirken.
Nimmt man in diesem Zusammenhang Emissionstrends von 1990 bis 2005 als Massstab, so werden gemäss Emissionsmodellen alle Anstrengungen zum Beispiel durch Energieeffizienz zunichte gemacht. Der Energiekonsum wird zwar gegenüber der Wirtschaftsleistung relativ abnehmen, trotzdem wird das globale Wirtschaftswachstum den Energieverbrauch bis 2050 um 75 Prozent ansteigen lassen. Weiter darf man laut Modellrechnungen davon ausgehen, dass ohne Fortschritt der Anteil der fossilen Energien am Brenn- und Treibstoffmix in den nächsten zwanzig Jahren immer noch bei 75 Prozent sein wird.
Auch in der Landwirtschaft werden namentlich die Stickstoffemissionen künftig ohne Gegensteuer deutlich ansteigen. Agrarforscher schätzen eine Steigerung der weltweiten Produktion bis 2050 um mehr als 50 Prozent, damit die für dann prognostizierten neun Milliarden Menschen auch wirklich ernährt werden können.
Der Druck des Bevölkerungswachstums lässt sich in der neuen Studie eindrücklich mit einem länderspezifischen Verschmutzungsindex darstellen. Dieser setzt die gemessenen und simulierten Luftschadstoffe ins Verhältnis mit den empfohlenen Werten der WHO und der Bevölkerungsdichte. Das Ergebnis ist wenig erfreulich: Staaten wie China, Bangladesh, Indien liegen bis zum dreifachen Wert über dem globalen Schnitt. Die Luftqualität wird sich derart verschlechtern, dass der weltweite Index in den nächsten 50 Jahren mit den Verhältnissen in Ostasien vergleichbar ist.
Aber auch Europa würde nach diesen Modellen trotz relativ strengen Auflagen an Luftqualität verlieren. Vor allem die Stickoxidkonzentration wird ohne weitere Gesetzesverschärfungen ansteigen. Und auch wenn die Luftverschmutzung vielfach regional festgestellt wird, kann sie doch globale Ausmasse erreichen. Durch die weltweite atmosphärische Zirkulation der Luftschadstoffe besteht die Gefahr, dass die Luftqualität in Europa verschlechtert wird.
Es braucht daher international wesentlich schärfere Umweltgesetze.