Laut einer Studie sind Kohlekraftwerke in der Europäischen Union für Tausende vorzeitige Todesfälle und Milliardenkosten durch gesundheitliche Schäden verantwortlich. Demnach sterben EU-weit jährlich mehr als 18.200 Menschen vorzeitig an den Folgen der Verschmutzung durch Kohlekraftwerke, in Deutschland sind es etwa 2700 Todesfälle, ergab die Untersuchung der Allianz Gesundheit und Umwelt (HEAL). Die wirtschaftlichen Kosten durch die gesundheitlichen Schäden schätzen die Studienautoren auf 42,8 Milliarden Euro pro Jahr in der EU und auf 2,3 bis 6,4 Milliarden Euro in Deutschland.
Chronische Bronchitis
Die Kosten würden hauptsächlich durch Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht, heißt es in der Untersuchung „Was Kohlestrom wirklich kostet – Gesundheitsfolgen und externe Kosten durch Schadstoffemissionen“. Über 8500 neue Fälle chronischer Bronchitis seien in der EU jedes Jahr auf die Verfeuerung von Kohle zurückzuführen.
Dadurch gingen jährlich mehr als vier Millionen Arbeitstage verloren. Bezahlt würden die externen Kosten der Kohlekraftwerke „von einzelnen Betroffenen, den nationalen Gesundheitssystemen und von der Wirtschaft, die Produktivitätseinbußen durch Krankheitsfälle erleidet“.
Mediziner nennen Emissionsvorschriften für Kohlekraftwerke veraltet
In der Diskussion um die Gesundheitsrisiken durch Kohlekraftwerke haben Mediziner die EU-Vorschriften für Emissionen als veraltet kritisiert. Die Richtlinie zu Industrie-Emissionen, die 2016 in Kraft treten wird und strengere Grenzwerte als bislang vorsieht, sei schon jetzt überholt, heißt es in der Studie. „Die USA und China haben 2012 bereits wesentlich strengere Standards für die wichtigsten Luftschadstoffe aus Kohlekraftwerken eingeführt“, schreiben die Wissenschaftler.
Die EU-Richtlinie sieht demnach beispielsweise für Stickoxid-Emissionen einen Grenzwert von 200 Milligramm pro Kubikmeter ab 2016 vor. In den USA sei eine Obergrenze von 100 Milligramm, in China von 117 Milligramm vorgesehen. Zudem weise die EU-Regelung «eine Reihe von Schlupflöchern und Ausnahmen auf, die bei bestehenden Anlagen Anwendung finden könnten“. Dadurch könnten diese bis 2020 oder darüber hinaus mit höheren Abgasen betrieben werden.