Bis zu 90 Milliarden Fass Öl (je 159 Liter) sollen unterhalb des Eises im nördlichen Polargebiet lagern. Eine Menge, die den derzeitigen Weltverbrauch für rund drei Jahre decken könnte. Bisher galt der Rohstoff unter meterdickem Eis als unförderbar. Seit aber dank Klimawandels immer größere Meeresflächen im arktischen Sommer frei werden, hat ein kommerzielles Wettrennen hinauf in den hohen Norden eingesetzt.
Der russische Ölgigant Rosneft sucht in Kooperation mit dem US-Unternehmen Exxon sowie der italienischen Eni in der arktischen Kara-See nach den gut versteckten fossilen Brennstoffen. Der britisch-niederländische Weltkonzern Royal Dutch Shell hat ebenfalls eine Genehmigung in der Tasche, nun werden in der Tschuktschensee nördlich der Behringstraße zwischen Russland und Alaska an fünf Stellen Probebohrungen durchgeführt. Die schottische Ölfirma Cairn Energy leistete schon 2010 Pionierarbeit und bohrte als erstes Unternehmen vor der Küste Grönlands. Seither sind die wichtigen Player im internationalen Ölbusiness in Warteposition.
Die Ölbohrungen und ihre nicht kalkulierbaren Risiken sind nur eine der Bedrohungen für das sensible Ökosystem in der Arktis. Seit 1979 hat das Meereis, nach Messungen, drei Viertel seines Volumens verloren. Die Arktis ist der Kühlschrank der Erde, wird dieser ausgeschaltet, erhitzt sich die Luft schneller.
Während helles Eis das Sonnenlicht reflektiert, nimmt dunkles Wasser das Licht zu etwa 94 Prozent auf. Wasser und Luft werden wärmer, was noch mehr Eis zum Schmelzen bringt. Das in der Arktis gut verborgene Öl und Gas wird zudem nach erfolgreicher Förderung wirtschaftlich genützt, das ausgestoßene CO2 heizt den Treibhauseffekt weiter an und erwärmt die Atmosphäre. Ein Teufelskreislauf.
Schätzten Experten noch vor wenigen Jahren, dass die Arktis in rund 100 Jahren eisfrei sein könnte, mussten die Prognosen drastisch nach unten revidiert werden. Bereits um 2020 könnte es den ersten eisfreien arktischen Sommer geben.
Die Anrainerstaaten Russland, USA, Kanada, Dänemark und Norwegen setzen darauf, ihre Territorien zu erweitern. Anträge sind eingereicht, das Gebiet um den Pol ist noch staatenlos. Schließlich gilt es, bei den Bohrungen auch Gewinn herauszuschlagen. Zudem wird auch das Interesse der kommerziellen Fischerei an bisher unerschlossenen üppigen Fischgründen in der Arktis immer größer.