Um die Folgen des Klimawandels noch einigermaßen im Zaum zu halten, hat sich die internationale Gemeinschaft darauf geeinigt, die globale durchschnittliche Erwärmung nicht über zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Wert steigen zu lassen. Damit auch nur eine 50-prozentige Chance besteht, dass dies gelingt, dürfte ein Großteil der fossilen Brennstoffe erst gar nicht gefördert werden: Wie Wissenschaftler nun vorrechnen, müssten in den kommenden 40 Jahren ein Drittel aller bekannten Öllagerstätten, die Hälfte aller Erdgasreserven und 80 Prozent der Kohlevorräte für die nächsten Jahrzehnte im Boden bleiben.
Vergleichbare Studien kamen in der Vergangenheit zu ähnlichen Schlüssen, doch die nun veröffentlichte Untersuchung beschreibt erstmals, welche Lagerstätten bis 2050 konkret unangetastet bleiben sollten: So dürfte etwa der überwiegende Großteil der Kohlereserven in China, Russland, Australien und den USA nicht gefördert werden. Im Nahen Osten müssten rund die Hälfte der wirtschaftlich förderbaren Öllager und 60 Prozent der Erdgasvorräte ungenutzt bleiben. Lagerstätten in der Arktis sollten demnach generell unberührt bleiben, unkonventionelle Gasfördermethoden wie etwa die Ausbeutung von Schiefergas müssten komplett eingeschränkt werden.
Die Forscher entwickelten eine neue Methode zur Bewertung der Menge und geografischen Lage von fossilen Energieträgern. Auf dieser Basis errechneten die Wissenschaftler, welche Ressourcen bis zur Jahrhundertmitte ausgebeutet werden dürften, um den Energiehunger der Welt ausreichend stillen zu können.
Problematisch wäre ein Verzicht auf die Förderung fossiler Bodenschätze vor allem für Entwicklungsländer. Eine erfolgreiche Klimapolitik ist letztlich eine Frage der Entschädigung. Nur ein globales Klimaübereinkommen, das Verlierer entschädige, könne auf lange Sicht die Nutzung fossiler Energieträger streng begrenzen.