Steigende Temperaturen und Stürme machen es möglich: Aus dem auftauenden Meeresboden der arktischen Gewässer entweicht offenbar weit mehr Methan in die Atmosphäre, als man bisher angenommen hat. Allein von ostsibirischen Permafrostböden etwa ein Viertel des gesamten arktischen Schelfs werden pro Jahr schätzungsweise 17 Millionen Tonnen dieses Treibhausgases, das rund 20 Mal stärker wirkt als Kohlendioxid, freigesetzt, was die Erderwärmung beschleunigt.
Diese Erkenntnisse gewannen Forscher durch Messungen im ostsibirischen Schelfmeer. Das Forscher- Team hat für das Jahr 2010 errechnet, dass rund 500 Milliarden organischen Kohlenstoffs in den Permafrostböden am Meeresgrund gebunden sein könnten, dazu noch im Ozean 1000 Milliarden Tonnen Gas als Methanhydrat sowie 700 Milliarden Tonnen freien Methans, das unter dem Permafrost gefangen ist.
Nun analysierten die Forscher den Methanaustritt in der südlichen Laptewsee im ostsibirischen Schelfmeer. Die Region gilt als sehr methanreich, die Wassertiefe liegt unter 50 Metern. Mit akustischen Messungen wurden die aufsteigenden Gasblasen im Wasser erfasst, sowie die Methanwerte im Meer und über dessen Oberfläche gemessen. An bis zu 70 Tagen pro Jahr treten hier auch Stürme auf, deren Einfluss nicht zu vernachlässigen ist. Gerade nach Stürmen, so die Forscher, gelangen vermehrt Blasen an die Wasseroberfläche. Je schneller sie das tun, desto weniger Methan wird im Meer abgebaut.
Die Wissenschaftler bohrten bis 57 Meter tief in die Sedimente unter dem Meeresboden. Die Temperaturen reichten von 0 Grad in der Tiefe bis -1,8 Grad in Oberflächennähe, aber selbst dort, in der kältesten Schicht, waren die Sedimente wegen des Salzgehalts komplett aufgetaut. Die Forscher nehmen an, dass die Erwärmung des Wassers, das Schwinden der Eisdecke und zunehmende Stürme den Methan-Ausstoß aus dem Schelfmeer noch beschleunigen werden. In Küstennähe stiegen die Temperaturen der unteren Wasserschicht in den vergangenen 14 Jahren um 0,5 Grad Celsius, im Sommer sogar um mehr als ein Grad.